Exodus 3, 1-5
Predigt am 05.02.2017

 
 

Liebe Gemeinde !

1. Die Lebenssituation des Mose vor der Begegnung
2.
Der brennende Dornbusch -Die Gottesbegegnung
3.
Der Gottesname

 1. Die Lebenssituation des Mose vor der Begegnung

Wüste. Heiße Wüste. Trockenheit.
Allein mitten in der Wüste: ein einsamer Mann sitzt auf einem Stück Felsen. Er schaut hinüber zu der mächtigen Kulisse des hohen Berges, der sich auf der anderen Talseite erhebt.
Um den Mann auf dem Felsblock eine dürre Schafherde, die nach spärlichem Gras sucht.
Wüste. Heiße Wüste. Trockenheit
Die Gedanken des Mannes gehen spazieren und sie wandern in seine Vergangenheit. Er trägt eine massive Schuldgeschichte mit sich herum. Er hat einen Mord begangen, einen Menschen umgebracht. Natürlich könnte man sagen: mildernde Umstände.
Es war im Affekt, es war in der Wut.
Aber Mord ist Mord und Schuld ist Schuld. Und es gab Beobachter – keine Chance zum Vertuschen.
Wüste. Heiße Wüste. Trockenheit
Die Gedanken des Mannes spazieren in die Gegenwart. Jetzt geht es ihm – Gott sei Dank – ganz gut.
Die Flucht hat geklappt, er hat eine Heimat gefunden, mehr als nur einen Unterschlupf. Er hat sogar eine Frau gefunden und sein kleiner Sohn macht ihm viel Freude.
Liebe Gemeinde -kommen wir zur Quizfrage der Predigt:
Um welche biblische Person handelt es sich?
Mose ist es – der als Baby von der Tochter des Pharao aus einem Bastkörbchen aus dem Nil gerettet wird und dann am Hof des Pharao in Ägypten aufwächst.
Mose ist es, der einen Aufseher erschlägt, weil dieser israelitische Sklaven grundlos auspeitscht und demütigt.
Mose ist es, der dann durch die Wüste nach Midian flieht und dort bei dem Priester Jithro Bleibe und Arbeit als Viehhirte findet. Mose, ein besonderer Mensch, erobert das Herz von Jithros Tochter Zippora und sie zeugen einen Sohn, Gerschom.
Dieser Mose hat schon viel erlebt; nun sitzt er auf dem Fels und lässt seinen Blick hinüber wandern zu dem großen Berg Horeb oder Sinai, wie er auch genannt wird. Von diesem Berg sagen die Leute in der Gegend, es sei ein Heiliger Berg.
Hier wird gleich die spannendste Begegnung vom lebendigen Gott mit dem lebendigen Menschen stattfinden:
1 Mose aber hütete die Schafe Jithros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe hinter die Wüste und kam an den Berg Gottes, Horeb. 2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Busch. Und er sah, dass der Busch mit Feuer brannte und ward doch nicht verzehrt; 3 und sprach: ich will dahin und beschauen dies große Gesicht, warum der Busch nicht verbrennt. 4 Da aber der HERR sah, dass er hinging, zu sehen, rief ihm Gott aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist ein heilig Land!

2. Der brennende Dornbusch -Die Gottesbegegnung

Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Busch. Und er sah, dass der Busch mit Feuer brannte und ward doch nicht verzehrt.
Das geht ja gar nicht – das Feuer brennt und verbrennt nicht.
Das ist ungefähr genauso unmöglich, als ob Wasser den Berg hinauf fließen würde.
Feuer ist faszinierend – jedes Lagerfeuer, jedes Kaminfeuer, jedes Kerzenfeuer bezaubert den Menschen und zieht ihn in seinen Bann.
Feuer macht warm – das braucht Mose in der heißen Wüste gar nicht!
Feuer bringt Menschen zusammen – das braucht Mose, der mutterseelenallein ist, gerade auch nicht!
Feuer ist darüber hinaus auch ein starkes Bild und ein aussagekräftiges Symbol.
Der brennende Dornbusch, der brennt, aber wider natürlicher weise nicht verbrennt steht symbolhaft für das Feuer des göttlichen Lebens.
Gott brennt für den Menschen, auch für einen Menschen mit einer derartigen Schuldgeschichte wie Mose sie mit sich trägt.
Der brennende Dornbusch kann ein Symbol dafür sein, dass Gott dem Menschen begegnet, mitten im Alltag, mitten in der Wüste.
Die Begegnung mit Gott ist ein Wunder – sie geht über unseren Verstand hinaus – sie ist sozusagen mehr als physisch, sie ist metaphysisch.
Das ist es, was mitunter auch ich in meinem Leben mit Gott erlebt habe: es passieren Ereignisse, die sich mit dem klaren Verstand nicht erklären lassen. Unglaubliches .
Gott brennt für den Menschen.
Gott setzt ein Leuchtfeuer.
Gott bietet eine Begegnung an, wenn der Mensch sich auf ihn einlässt.

4 Da aber der HERR sah, dass er hinging, zu sehen, rief ihm Gott aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist ein heilig Land!

Wer die Sandalen auszieht, demütigt sich.
Ich muss schmunzeln – denn an diese biblische Stelle denke ich bei ach so vielen Hausbesuchen.
In Niederbayern ist es üblich, beim Betreten eines Hauses die Schuhe auszuziehen. Es ist eine Geste des Anstandes und der Demut, sich im Eingangsbereich zu bücken und der schmutzigen Straßenschuhe zu entledigen.
Zieh deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist ein heilig Land!
Mose also muss die Schuhe von den Füßen ziehen. Der Ort der Gottesbegegnung ist Heiliges Land.
Gott wird nicht gesehen, sondern gehört.  Er wird redend erfahren und ist doch augenscheinlich gegenwärtig.
Und die Begegnung mit ihm fordert von uns Aufmerksamkeit, Sensibilität und Demut.
Mose spürt das, erkennt das und erhält von Gott einen Auftrag, einen schweren Auftrag.
Welchen Auftrag, liebe Gemeinde, könnte Gott uns, Ihnen geben?
Mose erhält den Auftrag, das Volk Israel aus Ägypten zu führen. Gott nimmt Mose in seinen Dienst, um sein Werk auszuführen.
Und Mose möchte von Gott, seinem Auftraggeber den Namen wissen:
„Wer bist du? Wie heißt Du?“

3. Der Gottesname

Sobald wir von einem Menschen den Namen wissen, verfügen wir in gewisser Weise über ihn: Wir können ihn anreden, mit ihm reden, über ihn reden.
Gottes Antwort ist genial und lässt sich mindestens in drei verschiedene Weisen übertragen:
Der Name Gottes könnte lauten:

1. Ich werde sein, der ich sein werde.
2. Ich bin da.
3. Ich bin, der ich bin.

Also keinesfalls Fritz oder Hans oder Christa lautet sein Name;
Der Name Gottes ist nicht klar und verständlich, sondern weit und für jeden anders zu füllen.
Gott stellt sich seinem Volk vor mit einem Wort, das vier Buchstaben umfasst. Ein vielschichtiges Wort mit der Bedeutungswurzel „sein“.

1. Ich werde sein, der ich sein werde. So übersetzt Martin Luther und meint damit, dass sich Gott immer wieder in seiner göttlichen Art zeigen und erweisen wird.

Am besten könnte man die seltsame Namensbezeichnung Gottes vielleicht so übertragen:
„Ich bin der, der sich nicht in Worte fassen lässt, aber ist.“
Gott lässt sich nicht festlegen. Er lässt sich nicht auf einen Namen, auf eine Person, auf einen Begriff festlegen. Gott ist mitunter Kraft und Feuer und Energie. Gott kann auch bei uns wohnen und in uns wohnen.
Gott, der aus dem brennenden Dornbusch mit Mose geredet hat, möchte, dass wir in unserer Seele Feuer haben für Gott und mit ihm immer wieder in Begegnung kommen und dieses Feuer am Leben halten.

Guter Gott – du brennst für uns und verbrennst doch nicht.
Hilf uns, dass wir für Dich brennen ohne auszubrennen.
Schenke uns, dass der Funke der göttlichen Begegnung in unserer Seele Nahrung finden möge.                              (Georg Friedrich)

Thomas Plesch am 31.01.2017