Die Heilung des Taubstummen
Predigt am 23. August 2015

 
 

Liebe Gemeinde !
Die Gesunden haben viele Wünsche – der Kranken nur einen:
Die Gesunden haben vielleicht den Wunsch, gut in den Urlaub zu kommen und dann wieder gut nach Hause zu kommen.
Welche Wünsche, Träume haben sie gerade?
Und all diese Wünsche und Träume werden geerdet, wenn man plötzlich Angst haben muss um seine Gesundheit.
Georg ist voller Ideen für die Entwicklung seiner Firma. Ihm fallen neue Produkte ein und er geht völlig darin auf, wie sich das alles entwickeln könnte. Routinemäßig geht Georg zum Urologen.
Nach dem Laborbefund bittet ihn der Urologe zu einem Gespräch ins Arztzimmer. Georg hat Herzklopfen und auch Angst. Plötzlich sind ihm seine Expansionspläne für die Firma gar nicht mehr wichtig.
„Wie geht es Ihnen“ hört Georg den Urologen fragen.
Georg hat nur einen Wunsch: Bitte keinen negativen Befund – und schon gar keinen Krebs.
Die Gesunden haben viele Wünsche – der Kranken nur einen:
Bitte wieder gesund werden, heil werden.
Um Gesundheit und Krankheit, um Dazugehören oder am Rande stehen geht es auch in jener Geschichte, die der Evangelist Markus berichtet:

Die Heilung eines Taubstummen

31Und als er wieder fortging aus dem Gebiet von Tyrus, kam er durch Sidon an das Galiläische Meer, mitten in das Gebiet der Zehn Städte.
32Und sie brachten zu ihm einen, der taub und stumm war, und baten ihn, dass er die Hand auf ihn lege.
33Und er nahm ihn aus der Menge beiseite und legte ihm die Finger in die Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel und
34sah auf zum Himmel und seufzte und sprach zu ihm: Hefata! das heißt: Tu dich auf!
35Und sogleich taten sich seine Ohren auf und die Fessel seiner Zunge löste sich, und er redete richtig.
36Und er gebot ihnen, sie sollten es niemandem sagen. Je mehr er's aber verbot, desto mehr breiteten sie es aus.
37Und sie wunderten sich über die Maßen und sprachen: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend.

Oh je – nichts hören und nichts reden
Ausgegrenzt sein beim Zuhören und ausgegrenzt sein beim Reden. Und das in einer Zeit ohne whats app und ohne mails.
Mir gefällt diese Geschichte und ich halte sie für möglich.
Für möglich natürlich zum einen deswegen, weil bei Gott und Jesus nichts unmöglich ist.
Für möglich auch deswegen, weil Jesus die Hand auflegt, Nähe zeigt und Mut zuspricht.
Jesus, der Heiler, der Mutmacher, der befreit, indem er vertrauensvoll zuspricht.
Das ist Lothar. Bei einem Motorradunfall hat er sich das Bein gebrochen. Gips und Gips und Krücken, die medizinisch Gehhilfen heißen. Vier Wochen keinen Kontakt mit der Erde, keine Berührung, keine Belastung, nur Schonung.
Lothar ist nun beim Arzt. Der nimmt den Gips ab, drückt an verschiedenen Stellen, fragt nach dem Schmerz. Dann sagt er zu Lothar: „Stehen Sie bitte auf und stellen Sie sich auf beide Beine!“
Lothar denkt, er hört nicht recht. „ „Das geht nicht. Das kann ich nicht!“ antwortet er. „Oh doch, Sie können das, Sie müssen nur Vertrauen haben“ hört er den Arzt antworten.
Und dann – wie ein Wunder – steht Lothar auf beiden Beinen, macht vorsichtig und dann immer mutiger sehr kleine und kleine Schritte.
So stelle ich mir auch Jesus vor: er spürt hinein, er gibt Vertrauen, er legt Hand an und Hand auf. Jesus heilt.
Jesus ist der Heiland – so singen wir an Weihnachten – und das heißt für mich: Jesus ist der Heilmacher. Jesus ist der doppelte Heilmacher.
Der Heilmacher hier auf Erden. Und der Heilmacher, der Himmel und Erde verbindet.  Heilung und Heil. Im Lateinischen sanitas et salus – die Heilung des Körpers und die Gesundheit der Seele.
Jesus, der Heiland und Heilmacher öffnet sich für uns – mit seinem ganzen Leben und mit seiner Botschaft der Liebe.
Er kann uns die verstopften Ohren öffnen und den Mund mit Worten der Liebe und der gegenseitigen Wertschätzung öffnen.
Er erwartet aber auch – so vermute ich- dass wir unsere Ohren für seine Worte öffnen und unseren Mund für seine Botschaft nutzen.
Mit einer Geschichte, die im weiteren Sinne zu diesen Gedanken passt und die ich im Urlaub kennengelernt habe, möchte ich die Predigt abrunden:
Ein Indianerhäuptling erzählt seinem Sohn folgende Geschichte:
Mein Sohn, in jedem von uns tobt ein Kampf zwischen zwei Wölfen.
Der eine Wolf ist böse.
Er kämpft mit Ärger, Eifersucht, Sorgen, Gier, Arroganz, Selbstmitleid, Lügen, Überheblichkeit, Egoismus und Missgunst.
Der andere Wolf ist gut.
Er kämpft mit Liebe, Freude, Frieden, Hoffnung, Gelassenheit, Güte, Mitgefühl, Großzügigkeit, Dankbarkeit, Vertrauen und Wahrheit.“
Der Sohn fragt: „ Und welcher der beiden Wölfe gewinnt?“
Der Häuptling antwortet ihm: „ Der, den du fütterst.“

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne.