Das Leben nach dem Tod und  der Garten des Lebens

Gottesdienst am 14.11.13 in Tiefenbach und Tittling
 

 I.Kor 15. 35-38.42-44
Das Leben nach dem Tod und  der Garten des Lebens
Herr, schenke Reden, Hören und Verstehen durch deinen Heiligen Geist. Komm Heiliger Geist.

Amen.

Liebe Gemeinde,
die Frage nach dem Tod hat die Menschen zu allen Zeiten beschäftigt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth dieser Frage das ganze 15. Kapitel widmet. Ich habe daraus nur einige wenige Verse gelesen. Er schreibt viel mehr  zu diesem Thema und wer neugierig ist, der kann zu Hause die Bibel in die Hand  nehmen und das ganze 15. Kapitel des Korintherbriefes durchlesen. Es könnte sich lohnen.
Dann werdet ihr merken, dass Paulus uns hier eine entscheidende Horizonterweiterung  gibt: Paulus redet von der Auferstehung von Jesus Christus und der Auferstehung der Toten her über das Thema Tod. Anders können und sollen wir als Christen nicht über den Tod reden. Denn durch diesen Gedanken lenkt sich unser Blick in die richtige Richtung: wir blicken auf Hoffnung und auf Zukunft.

Das sollten wir also zu Beginn festhalten und uns ins Gedächtnis schreiben: Wer an Jesus Christus glaubt, der hofft und glaubt,  dass die uns vorausgegangenen Menschen, die da glauben und getauft sind, auferstehen werden. Der Tod ist  Sterben und neues, anders Leben.

Ein bisschen Sterben, Abschied nehmen mussten schon die ersten Menschen,  Adam(=Erdling) und Eva(=Gebärerin) im Garten Eden. Sie hatten die gesetzte Grenze überschritten und von der verbotenen Frucht gegessen. Nun begrenzte Gott die Zeit ihres Lebens, unseres Lebens.  Warum?
Weil dieses Leben in seiner Mischung von Freud und Leid, von höchsten Glück und Schmerzen, von Hoffnung und Verzweiflung in menschlicher Freiheit nicht auf Ewigkeit angelegt.
Adam und Eva – im Paradies – Garten Gottes
Paradies – Ich  möchte Ihnen einen Text vortragen, der mich bewegt, anregt und bereichert. Eine Frau hat diesen Text mir im August zugemailt, weil sie gespürt hat, dass Ihre restliche Lebenszeit sehr begrenzt ist. Und komische Welt: ich gehe in den PC, rufe diese mail vom August auf und kann sie lesen. Und die Gedanken dieser Frau sind sehr präsent, obwohl die gute Frau selbst seit September nicht mehr unter uns ist.
Paradies

Seit ich krank bin, werde ich immer öfter gefragt, was glaubst du kommt nach dem Tod? Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe keine Ahnung. Vielleicht ist da mein Glaube nicht stark genug, aber ich denke mal die wenigsten Menschen haben eine konkrete Vorstellung was da auf sie zukommt. Ich bringe damit nur ein bestimmtes Bild in Verbindung. Erwin und ich waren vor Jahren einmal in Bad Aussee zur Narzissenblüte. Auf einer Wanderung kamen wir an einer Wiese vorbei, die über und über mit Narzissen bedeckt war. Es war ganz still, nur das Zwitschern der Vögel war zu hören. Ich setzte mich mitten zwischen die Blumen und hatte nur einen Gedanken: so muss es im Paradies aussehen. Seitdem stelle ich mir alle geliebten Menschen die gestorben sind an diesem Ort vor.
Wie sieht es im Paradies aus?
Und ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe keine Ahnung.
Aber ich kenne eine Stelle aus dem letzten Buch der Bibel, der Offenbarung; und da steht prophetisch geschrieben.
Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde. Siehe die alte Erde und der alte Himmel waren vergangen.
Und in jenem neuen Reich wird keine Krankheit sein noch Geschrei oder Leid, sondern nur vollkommener und ganzheitlicher Friede.
Für mich eine schöne  und schwere Vorstellung.
Schön, wenn es im Himmel keinen Streit gibt, keinen Krieg im großen und kleinen, keine Krankheit, kein Gebrechen und immer nur Frieden.
Soweit der schöne Gedanke.
Und nun der Schwere:
Geht das überhaupt? Auf der Erde brauche ich die eine Seite, um die andere zu erkennen.
Ohne Unglück erkenne ich das Glück nicht, ohne Krankheit nicht die Gesundheit, ohne Nacht nicht den Tag.
Auf der Erde ist unser menschliches Leben so angelegt, dass wir in der Spannung zwischen den Polen leben und immer das Dunkle benötigen, um das Helle zu entdecken. Und wenn jetzt im „ Himmel“ alles hell wird, wird das nicht auch langweilig, unmöglich?
Ich glaube aber auch, dass wir Menschen – trotz aller vordergründigen Klugheit - so ein Spatzenhirn haben und eine begrenzte menschliche Vorstellung von dem, was um Gottes Willen alles möglich ist, dass wir im „Himmel“ uns einfach überraschen lassen müssen.
Und auch wenn ich jetzt so vom Himmel, vom ewigen Leben schwärme, nein ich möchte noch nicht in den Himmel.
Und auch, wenn Ewiges Leben  unvorstellbar viel schöner und größer als wir uns das vorstellen können., so bin ich zur Zeit doch ganz dankbar für das , was wir auf Erden haben und erleben.
Anders gesagt, bildhaft gesagt: Mein Garten des Lebens ist noch nicht genug beackert, bearbeitet. Manche Früchte in meinem Garten des Lebens würde ich mir noch wünschen, würde ich gerne noch sehen und schmecken. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich. Ja, lassen wir uns auf diesen bildhaften Vergleich ein
Nicht nur unsere Welt, sondern auch unser Leben ist wie ein Garten, den Gott angelegt hat. Schauen wir uns dazu einige Dinge an:

Ein Garten hat die verschiedenen Jahreszeiten und so ist es auch in unserem Leben. In der Kindheit und der Jugend sieht unser Leben anders aus, als im Alter. Was wir in der Kindheit und Jugend gesät haben, das können wir im Alter ernten. Aber Herbst und Winter bedeutet auch Sterben und so müssen wir Abschied nehmen, von Menschen und Dingen, die uns lieb geworden sind. So wie unser Leben bleibt ein Garten nie gleich. So wie ein lebendiger Garten die jeweilige Jahreszeiten und auch Jahre annimmt und sich entwickelt und verändert,  so ist es wichtig, dass wir unser jeweiliges Alter des Lebens  annehmen und das daraus machen, was für uns von Gott an der Reihe ist.

Ein Garten muss gepflegt und Unkraut muss gejätet werden, sonst verwildert er. Das ist ein gutes Bild für unser Leben. Nicht alles, was in einem Leben so aufwächst, ist auch gut und hilfreich. Wir sollen lernen zu unterscheiden, was ist gut und wichtig und welche Dinge sollte ich lieber lassen. Hier brauchen wir Maßstäbe, an denen wir uns orientieren können.
Glaube, Liebe Hoffnung, diese drei, aber der Liebe ist die größte unter ihnen  ------ das sind Gottes Maßstäbe, die er uns durch Jesus Christus gezeigt hat. (I Kor. 13,13)
Das  Bild des Gartens kann uns helfen, von unseren geliebten Menschen Abschied zu nehmen. Und das Bild des Gartens  kann  uns helfen, den eigenen Tod zu bedenken und als einen Teil unseres Lebens zu sehen, einen Teil bei dem das Leben nicht aufhört, sondern weitergeht, so wie wenn wir durch eine Tür gehen. Wenn wir im Glauben an Jesus Christus durch diese Tür gehen werden, dann wird sich unser Leben in unvorstellbarer Weise weiten und größer werden.

Vertrauen wir dem großen Gärtner, der versprochen hat, dass er aus unserem kleinen und unscheinbaren Leben Großes wachsen lässt, wenn wir unser Leben in seine Hand legen und mit dem Garten des Lebens gestalten.
Dann braucht uns der Tod nicht schrecken, sondern er ist Teil des Anlageplanes unseres Lebensgartens, der uns in den noch viel schöneren Lebensgarten des ewigen Lebens führen wird.

Amen.