Predigt am 16.01.2011
Matthäus 4, 12-17 – Thema „Umkehr“

 
 
 

Liebe Gemeinde !

1. Erste Predigt von Jesus

Für die erste reguläre Predigt im Neuen Jahr – so sieht es die Predigtordnung vor - ist heute die erste Predigt von Jesus zu bedenken.
Jesus hält seine Predigt im Alter von ca. 30 Jahren, nachdem er eine vierzigtägigge Fastenzeit in der Wüste inclusiver teuflischer Versuchungen gut überstanden hat.
Mit dieser ersten Predigt beginnt auch die Wirksamkeit Jesu in Galiläa:
„ Als nun Jesus gehört hatte, dass Johannes gefangen gesetzt worden war, zog er sich nach Galiläa zurück.
Dort verließ er Nazareth und wohnte nun in Kapernaum, das am See im Gebiet von Sebulon und Naftali liegt,
(damit erfüllt würde, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist:
„Das Land Sebulon und das Land Naftali, das Land am See, das Land jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa,
das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und denen, die am Ort und im Schatten des Todes saßen, ist ein Licht aufgegangen.)
Seit dieser Zeit fing Jesus an zu predigen.“ Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ (Mt 4, 12-17)

„Tut Buße“, das hat auch Johannes schon gepredigt, der Täufer und Prophet, der den leuten die Hölle heiß gemacht hat mit seinen Bußpredigten.
Jesus war bei ihm und hat sich von ihm taufen lassen.
Johannes, der Sohn des Zacharias und der Elisabeth und Jesus, der Sohn der Maria waren sehr verschieden, obwohl ihre Mütter verwandt waren.

2.) Jesus und Johannes der Täufer

Johannes führte ein strenges  Leben unter freiem Himmel, draußen in der heißen, baumlosen Wüste nahe am Jordan.  Er aß, was er in der Wüste fand, wilden Honig und Heuschrecken.
Gott gab ihm den Auftrag, zu predigen, und schon bald strömten Menschenmengen zu ihm, um ihm zuzuhören.
„Hört!“, donnerte Johannes, „Gottes Königreich ist nahe! Seht zu, dass ihr darauf vorbereitet seid. Ändert euer Leben nach dem Willen Gottes. Ändert eure Wege. Seid nicht mehr gierig und geizig ! Wenn ihr mehr Essen und Kleidung habt, als ihr benötigt, dann teilt es mit anderen. Verrichtet eure Arbeit gut und betrügt niemanden. Das ist es , was Gott will.“
Und Johannes taufte die Menschen, die zu ihm kamen im Fluss Jordan unter die Wasseroberfläche. Dies war ein Zeichen für die Umkehr und Vergebung. Nun konnten sie frei von Schuld das Leben neu beginnen.
Johannes tauft auch Jesus. Die zwei sind unterschiedlich und doch wirken beide maßgeblich mit, das Reich Gottes den Menschen bildhaft nahe zu bringen.
Johannes , der Rufer in der Wüste, kritisiert den hebräischen König Herodes Antipas, als dieser sich die Frau seines Bruders als seine neue Frau schnappt. Dafür wird Johannes erst ins Gefängnis geworfen und dann  auf Wunsch der neuen Frau des Königs kurzerhand geköpft.
„Tut Buße“ sagt jetzt auch Jesus. Dieselben Worte, auch wenn er sie ganz anders sagt.
Seit dieser Zeit fing Jesus an zu predigen.“ Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ (Mt. 4, 12-17)

3.) Kehrt um, tut Buße

Wer Buße predigt – das ist heute so und war damals sicher nicht anders – macht sich nicht beliebt. Buße , das heißt Kritik an der Lebensführung, an den Wertvorstellungen.
Jesus predigt die Buße anders als Johannes – keine Höllendrohungen, keine wüsten Beschimpfungen.
Buße tun – das klingt fremd und befremdlich – vielleicht abgesehen vom Buß – und Bettag – da könnte man als evangelischer Christ darauf eingestellt sein.
Buße tun, das klingt nach Erniedrigung und Selbstanzeige.
Wissen Sie ,was im griechischen Urtext steht und was das Wort übertragen bedeutet ?
metanoeite    - noein - denken, den Verstand benutzen
meta - über, darüber-stehend
also könnte man das übertragen eindeutschen: geh mal aus dir heraus und steh über dir – schau von außen auf dich, auf dein Leben , Werken und Wirken – schau auch ruhig kritisch hin und denke darüber nach, was Du gut machst und genau so kritisch, was Du schlecht machst, wo du auf dem Holzweg bist.  Hallo Holzweg – Sackgasse – ja da musst du dann umkehren und weil du drüber stehst und darüber nachdenkst einfach einen neuen, anderen, besseren Weg gehen.
Sieh nicht weg, denk nicht weg, auch wenn es anstrengend oder enthüllend ist.
Der Weg der Buße , der Weg der Umkehr ist mühsam. Aber es ist der Weg zum Leben.
Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen, sei darauf vorbereitet , indem du drüber denkst.

4.) Martin Luther und  die Buße

Die Buße hat nicht nur bei unseren katholischen Glaubensgeschwistern einen wichtigen Platz, Buße tun ist gut evangelisch, gut lutherisch.
Kennen Sie die 95 Thesen, die Martin Luther an die Schlosstüre zu Wittenberg am 31. Oktober 1517 anschlug ?
Ich tue Buße, ich bekenne, ich kenne sie auch nicht, zumindest nicht aus dem Stegreif – mit einer Ausnahme: These Nr. 1:
„ Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht.“ Tut Buße etc.“ will er, dass das ganze Leben seiner Gläubigen auf Erden eine stete Buße sei.“
Martin Luther weist von Anfang an darauf hin, wie wichtig die Buße, das darüber denken, das kritische Denken auf der Meta Ebene für den christliche lebenden Menschen sei.
Und Jesus verweist uns darauf, dass die Buße und das Himmelreich eng miteinander verknüpft sind.

5. ) Genau drei Wünsche

Apropos Himmelreich – ich möchte Ihnen folgende Anekdote nahe bringen:
Ein einfacher Schmied war ein bisschen verzweifelt, weil unbekannte immer wieder die leckeren Birnen seines Birnbaumes gestohlen haben und er sie nicht fassen konnte.
Eines Tages kommt ein fremder Mann zu ihm und bittet den Schmied, dass dieser seinen esel neu beschlägt. Der Fremde sagt dem Schmied auch, dass er außer einem „ Vergelts Gott“ ihm keinen Lohn geben könne.
Als der Schmied mit dem Beschlagen fertig ist und sich der Fremde bedankt, bietet der Fremde den Schmied nun folgendes an:
„Lieber Schmied, Du hast mir so uneigennützig geholfen, , so hast du nun drei Wünsche frei, die ich dir erfüllen möge. Denke aber daran, dass Du das beste nicht vergisst.“
Welche drei Wünsche würden Sie, liebe Gemeinde , an Ihrer Stelle nun äußern – denken sie ruhig darüber nach – überdenken (!) Sie Ihr Leben und Wollen !

Nun denn, sagt der Schmied, der erste Wunsch ist ganz klar:
Ich wünsche mir, dass niemand, der auf den Birnbaum hinaufklettert, vom Birmbaum wieder herunterklettern kann ohne vorher eine Erlaubnis eingeholt zu haben.

Das lässt sich sicher umsetzen, sagt der Fremde-
„Lieber Schmied, Du hast mir so uneigennützig geholfen, , so hast du nun zwei Wünsche frei, die ich dir erfüllen möge. Denke aber daran, dass Du das beste nicht vergisst.“

Auch der zweite Wunsch fällt dem Schmied schnell ein – ein sehr menschlicher Wunsch eines harten Arbeiters: Auch dann, dann möchte ich bitte sehr schnell ziemlich reich sein.

Das lässt sich sicher umsetzen, sagt der Fremde.
„Lieber Schmied, Du hast mir so uneigennützig geholfen, , so hast du nun noch einen Wunsch frei, den ich dir erfüllen möge. Denke aber daran, dass Du das beste nicht vergisst.“

Ja, sagt der Schmied, richtig: damit mir niemand mein Reichtum stehlen kann, wünsche ich, das nie ein Einbrecher oder Dieb in mein Haus kommt.

Um es kurz zu machen, alle drei Wünsche werden dem Schmied erfüllt.

Welche Wünsche hätten sie dem guten Fremden anvertraut ?

Ich denke unter den Klassikern der Wünsche sind neben Reichtum, Liebe und Gesundheit mitunter der Wunsch nach Frieden oder Schönheit.

Bei dem Schmied ging die Geschichte so weiter, dass ihn plötzlich „Gevatter Tod“ holen wollte und ihm als letzten Wunsch eine Birne von seinem Birnbaum holen sollte.
Natürlich ist Gevatter Tod dort hängen und kleben geblieben.
Nach einer langen Zeit und auf heftiges Bitten des sterbewilligen Nachbarn , macht der Schmied  nun einen Handel mit „ Gevatter Tod“. Der Schmied lässt Gevatter Tod vom Birnbaum herunter und verschont den Schmied und dessen Frau Zeit ihres Lebens.

Und als der Schmied und seine Frau alle Freunde, Weggefährten und sogar ihren eigenen Sohn um Längen überlebt haben, wollen sie doch nun endlich sterben.
Und weil Gevatter Tod sie nicht holen kann, gehen sie selber zu Petrus und klopfen an der Himmelspforte. POCH Poch – und siehe der Mann, der die Himmelspforten öffnet , ist genau jener Mann, dem der Schmied seinen esel beschlagen hat und der ihm die drei Wünsche frei gestellt hat.

Der Schmied bittet den Petrus  heftig und deutlich um Einlass – leider vergebens, denn Peru erinnert den Schmied an seinen über –denkens werten Hinweis
Denke aber daran, dass Du das Beste nicht vergisst.“

Das Beste, liebe Gemeinde, ist aus der Sicht des Glaubenden, das ewige Leben oder das Himmelreich.
Und Jesus gibt uns zwei ganz zentrale Tipps zu der Frage, wie ich, wir , Sie dahin kommen können.

Zunächst der Schlusssatz in seiner ersten Predigt:
 Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“

Und später, während der berühmten Bergpredigt sagt Jesus:
„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles andere zufallen.“
Denken wir darüber nach, kehren wir um, tun wir Buße und hoffen wir, dass wir bei den drei Wünschen unseres Lebens das Beste nicht vergessen.

Thomas Plesch am 15. Januar 2011