Predigt zum letzten Sonntag nach Epiphanias, 13. Februar 2011 um 10.00 Uhr in Tittling zu Ex. 3, 1-15 von Pfarrer i. R. D. Köckhuber

 
 
 

Liebe Gemeinde !

Gebet
Herr, unser Gott von alten Zeiten, unser Gott in Zukunft und Gegenwart, oft spüren wir nichts von dir.Doch dann trittst du unvermittelt in unser Dasein. Du wirst zur Anfrage an unser Leben. Wir reagieren oft unsicher, halbherzig, ängstlich.Gib uns in diesem Gottesdienst etwas mehr Sicherheit, etwas mehr Entschlossenheit, etwas mehr Glauben an deinen Beistand, damit wir in den kommenden Tagen stärker als sonst auf deinen Ruf hören und ihm folgen können.Durch Jesus Christus, unseren Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

2. Mose 3,1-15
Gott braucht Mose für seinen Plan

3,1 Mose hütete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian*. Als er die Herde tief in die Wüste hineintrieb, kam er eines Tages an den Gottesberg*, den Horeb. 2 Dort erschien ihm der Engel* des HERRN in einer lodernden Flamme, die aus einem Dornbusch schlug. Mose sah nur den brennenden Dornbusch, aber es fiel ihm auf, daß der Busch von der Flamme nicht verzehrt wurde. 3 »Das ist doch seltsam«, dachte er. »Warum verbrennt der Busch nicht? Das muß ich mir aus der Nähe ansehen!«

4 Als der HERR sah, daß Mose näher kam, rief er ihn aus dem Busch heraus an: »Mose! Mose!« »Ja«, antwortete Mose, »ich höre!« 5 »Komm nicht näher!« sagte der HERR. »Zieh deine Schuhe aus, denn du stehst auf heiligem Boden.« 6 Dann sagte er: »Ich bin der Gott, den dein Vater verehrt hat, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.« Da verhüllte Mose sein Gesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzusehen. 7 Weiter sagte der HERR: »Ich habe genau gesehen, wie mein Volk in Ägypten unterdrückt wird. Ich habe gehört, wie es um Hilfe schreit gegen seine Antreiber. Ich weiß, wie sehr es leiden muss, 8 und bin herabgekommen, um es von seinen Unterdrückern zu befreien. Ich will es aus Ägypten führen und in ein fruchtbares und großes Land bringen, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Ich bringe es in das Land der Kanaaniter*, Hetiter*, Amoriter*, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 9 Ich habe den Hilfeschrei der Leute von Israel gehört, ich habe gesehen, wie grausam die Ägypter sie unterdrücken.10 Deshalb geh jetzt, ich schicke dich zum Pharao! Du sollst mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten herausführen.« 11 Aber Mose wandte ein: »Ich? Wer bin ich denn! Wie kann ich zum Pharao gehen und das Volk Israel aus Ägypten herausführen?« 12 Gott antwortete: »Ich werde dir beistehen. Und das ist das Zeichen, an dem du erkennst, daß ich dich beauftragt habe: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr mir an diesem Berg Opfer* darbringen und mich anbeten.«

Gott gibt sich Mose zu erkennen

13 Mose sagte zu Gott: »Wenn ich nun zu den Leuten von Israel komme und zu ihnen sage: 'Der Gott eurer Vorfahren hat mich zu euch geschickt', und sie mich dann fragen: 'Wie ist sein Name?' - was soll ich ihnen sagen?« 14 Gott antwortete: »Ich bin da«, und er fügte hinzu: »Sag zum Volk Israel: 'Der Ich-bin-da hat mich zu euch geschickt: 15 der HERR! Er ist der Gott eurer Vorfahren, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.' Denn ' HERR' (Er-ist-da) ist mein Name für alle Zeiten. Mit diesem Namen sollen mich auch die kommenden Generationen ansprechen, wenn sie zu mir beten.

Gott will uns begegnen. Dem Mose begegnet er in einem brennenden Dornbusch.

1. Der brennende Dornbusch
Der brennende Dornbusch – ein Wunder ? – oder eine schöne Geschichte aus der Zeit unserer Kindheit – ein orientalisches Märchen vielleicht – oder gibt es so etwas wirklich, einen Busch, der brennt, aber nicht verbrennt?

Ja, liebe Gemeinde, das gibt es! Solch einen Busch, der brennt, und trotzdem nicht verbrennt. Wir haben einen gesehen, auf einer unserer Reisen durch Israel: hv,m (Mose), unser israelischer Fremdenführer, ließ sich ein Feuerzeug geben, brach einen kleinen Zweig ab und zündete ihn an – er brannte, aber er verbrannte trotzdem nicht!

Wir rätselten: Wir vermuteten, weil er noch zu grün ist und noch zu viel Saft drin wäre. Doch hv,m erklärte uns, eben kein Saft sei in dieser Pflanze, sondern ein Gas. Statt Saft ist in dieser Pflanze Gas. Und dieses Gas kann verbrennen, aber die Pflanze selbst verbrennt nicht, weil sie grün ist. – Also eine „ganz natürliche Erklärung“ – und doch kein Wunder?

Viele Wunder in der Bibel können ganz natürlich erklärt werden. Denn Gott benützt oft ganz natürliche Vorgänge, um uns etwas deutlich zu machen. Nur der glaubende Mensch kann darin das Wirken Gottes erkennen und bezeichnet es dann als „Wunder“, so wie hier der Mose: Er erkennt im brennenden Busch, der sich nicht verzehrt, das Wirken Gottes.

Übrigens: Das Phänomen eines bren­nenden, aber nicht verbrennenden Gewäch­ses kommt in der Wüste gelegentlich vor, indem ein solcher Busch aromatische Öle ausdünstet, die sich an heißen Tagen entzünden können.

Gerade bei außergewöhnlichen Vorgängen mag uns, wie einst Mose, die Macht Gottes deutlich werden. Mose stockt der Atem angesichts eines Busches, der brennt und doch nicht abbrennt. Das mag ein Gleichnis sein: Gott verzehrt sich für uns, wie beim Mitfühlen mit den versklavten Is­raeliten, die er ins Gelobte Land bringt. Sei­ne Kraft und Energie erschöpfen sich dabei aber nicht.

Mose suchte Futter für seine Tiere – und fand Gott. Er hütet die Schafe seines Schwiegervaters Jitro. In unserem Alltag könnten auch wir plötzlich Gott begegnen – so wie Mose.

Gott gibt sich zu erkennen als ein barmherziger Gott, der Gebete hört und auf sie reagiert und die Dinge dann wandelt zum Wohle der Bedrückten: „Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. Und ich bin hernieder gefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand ..." – Gott handelt durch einfache Menschen, die er beruft. - Zu dem einfachen Hirten Mose sagt er: "... so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst." Mose wehrt sich: "Wer bin ich?", Gott entgegnet lediglich: "Ich will mit dir sein".

Gott begibt sich unter Menschen und wendet ihre Not: Vor Kurzem haben wir Weihnachten gefeiert. Mit dem heutigen letzten Sonntag nach Epiphanias endet der Weihnachtsfestkreis des Kirchenjahres. Jährlich feiern wir doch mit einem gewissen Aufwand Weihnachten, dieses Ereignis, an dem sich Gott als Mensch unter Menschen begibt. Jesus Christus wird geboren. Und auch wenn unser Weihnachtsfest heute nur eine Erinnerung an dieses grundlegende Glaubensereignis ist – die Ausstrahlung von Weihnachten geschieht ununterbrochen weiter, weil Gott, weil Jesus Christus als der Auferstandene nach wie vor unter uns heute gegenwärtig ist; denn die persönliche Not von Menschen greift Gott auf. Gott nimmt sich unserer Not an, Gott erhält uns am Leben. – Hier kann jeder von Ihnen seine eigenen Erfahrungen einsetzen. – Manchmal kommt einem so ein Gedanke nach einem "Beinahe-Unfall". – Oder haben Sie noch nie gesagt oder gedacht: "Da habe ich wohl einen Schutzengel gehabt!"

Angesichts der jüngsten Flutkatastrophen in Australien – und anschließend noch der Wirbelsturm, der Zyklon – können wir einmal mehr erkennen, wie schnell Leben zerstört werden kann, wie ausgeliefert wir im Grunde den Lebensumständen sind . . . und Katastrophen nicht nur in Australien, sondern leider in vielen anderen Teilen unserer Welt. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir jeden Morgen gesund aufstehen können, oder dass wir ein Dach über dem Kopf haben und unserer Arbeit nachgehen können. Damit gehören wir zu den privilegierten Menschen auf dieser Welt. Und dennoch haben ja auch wir unsere berechtigten Sorgen, was die Zukunft betrifft. Aus der Erscheinung Gottes im brennenden Dornbusch sollen wir erkennen, dass wir nicht alleine auf uns gestellt für die Zukunft sorgen müssen.

Gott geht mit uns in die Zukunft auch in diesem Jahr, und wenn es um Nöte geht, werden unsere Gebete nicht unerhört bleiben. Zu Mose sagte Gott: „Ich will mit dir sein“. Gott will auch in diesem Jahr mit uns sein. Gott hört unsere Gebete!

Zu Mose sagte er:„Ich habe den Hilfeschrei der Leute von Israel gehört, ich habe gesehen, wie grausam die Ägypter sie unterdrücken. Deshalb geh jetzt, ich schicke dich zum Pharao! Du sollst mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten herausführen.“

Gott handelt durch einfache Menschen, die er beruft. – Manche Menschen haben es schwer, an Gott zu glauben. Entweder erwarten sie Wunder, oder sie erkennen sie nicht als Wunder, oder aber sie trauen Gott nichts zu. "Wieso soll ich mit Gottes Hilfe rechnen? Er hat mir doch bisher auch nicht geholfen?" – Ich selbst sehe in meinen eigenen Glaubenserfahrungen immer wieder das stille Handeln Gottes: Da läuft mir zum Beispiel jemand über den Weg, den ich gar nicht richtig kenne. Und im Gespräch mit ihm kommt mir ein Gedanke, der genau den Lösungsansatz für ein Problem bietet, das mich schon lange beschäftigt. Vielleicht habe ich sogar Gott schon in dieser Angelegenheit um Rat und Hilfe gebeten. Warum sollte E R mir nicht diesen Menschen geschickt haben? Warum sollte dies nicht eine Gebetserhörung sein? Wir brauchen bloß eine Wachsamkeit dafür, wo Gott vielleicht wirklich etwas für uns tut. Im Grunde halte ich alles, was meinem Wohlbefinden und Wohlergehen dient, nicht für selbstverständlich ...

Mose fragte nach: „Wenn ich nun zu den Leuten von Israel komme und zu ihnen sage: 'Der Gott eurer Vorfahren hat mich zu euch geschickt', und sie mich dann fragen: 'Wie ist sein Name?' - was soll ich ihnen sagen?« Gott antwortete: »Ich bin da«, und er fügte hinzu: „Sag zum Volk Israel: 'Der „Ich-bin-da“ hat mich zu euch geschickt: der HERR! Er ist der Gott eurer Vorfahren, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.“

 

2. J H W H Der Name Gottes

Gottes Name ist heilig. Er durfte nicht laut ausgesprochen werden. Nur einmal im Jahr sagte der amtierende Hohepriester seinem Nachfolger im Allerheiligsten des Tempels den Namen Gottes weiter: Jachweh.

Der hebräische Gottesname besteht nur aus vier Buchstaben: J H W H.

Das Alte Testament ist ja in hebräischer Sprache geschrieben und in der hebräischen Schrift wurden ursprünglich nur die Konsonanten aufgeschrieben. Erst in späterer Zeit wurden durch Priester auch noch die Vokale (a, e, i, o, u) durch Punkte unter die Konsonanten hinzugefügt. Damit nun beim Lesen der Texte der Name Gottes nicht aus Unachtsamkeit doch ausgesprochen würde, fügten die Punktatoren nicht die richtigen Vokale unter die Buchstaben, sondern die Vokale des hebräischen Wortes für HERR, nämlich e, o und a. So stand im geschriebenen Text das Wort JeHoWaH, das jedoch nie so ausgesprochen wurde. Ein Wort „Jehova“ gibt es im Hebräischen gar nicht!

Will man dieses Tetragramm J H W H ins Deutsche übersetzen, gibt es mehrere Möglichkeiten: „Ich werde sein“, oder „Ich bin der ich bin“ (Übersetzung von Martin Noth). Da im Hebräischen Präsens und Futur nicht unterschieden werden, ist auch die Übersetzung „Ich werde sein, der ich sein werde“ möglich, oder eben ganz einfach „Ich bin da“.

Gott ist da! – Das genügt!

 

3. Die Botschaft „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“

Entscheidend ist nicht der kaum aufzuhel­lende historische Hintergrund, sondern die Botschaft samt ihrem Wahrheitsgehalt:

„Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!“ Der Deus absconditus wird zum Deus

revelatus! Wie Luther sagte, der „Verborgene Gott“ wird zum „Offenbaren Gott“.

Hier erinnern wir uns an das Evangelium, das wir vorhin gehört haben, das Evangelium von der „Verklärung Jesu“.

Gott ist erfahrbar! Das gilt nicht nur für die Taten der Befreiung durch Mose, sondern auch für das persönliche Glaubensleben. Das Evangelium von der Verklärung Jesu hat hier eine Parallele in der Verklärung des Mose:

„Als Mose mit den beiden Tafeln den Berg Sinai hinab stieg, wusste er nicht, daß sein Gesicht einen strahlenden Glanz bekommen hatte, während der HERR mit ihm sprach.“ (Ex.34,29).- Auf dem „heiligen Berg“, dem Horeb, oder dem Sinai

(= identisch) steht Mose neben Jesus. Und wieder spricht Gott, wie einst aus dem brennenden Busch so jetzt aus der „lichten Wolke“: „Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm. Petrus aber fing an und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!“ (Mt. 17,3-5)

Die Stimme, die einst sprach: „Ich werde sein, der ich sein werde“, der „Ich bin da“, das ist für uns heute Jesus Christus.

„In ihm, dem lieben Sohn, wird Gott nun sein, der er sein wird.“ Denn Jesus Christus spricht: Mt 28,20 im Missions- oder Tauf-Befehl: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“.

Aber was heißt denn das jetzt für uns heute, was Gott dem Mose da gesagt hat? –

Hier ein paar Gedanken, was das heißen kann:

Gott sagt uns damit:

Auch wenn du nicht weißt, was auf dich zukommt, auch wenn Manches daneben gegangen ist.

Ich verspreche dir: Ich bin für dich da.

Wenn du dir ganz hilflos vorkommst, wenn du nicht viel zustande bringst und dich unzufrieden fühlst.

Ich verspreche dir: Ich bin für dich da.

Wenn du Schönes erlebst und dich über dein Leben freust, und wenn du traurig bist und nicht weißt, warum.

Ich verspreche dir: Ich bin für dich da.

Und in diesem Vertrauen, dass Gott da ist, dürfen wir wieder getrost in unseren Alltag gehen, denn Gott will uns da auch begegnen.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Fürbitten

Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass du zu uns sprichst in deinem Wort und dass du uns begegnest, auch in unserem Alltag.

Herr, du Gott aus dem Dornbusch, wo du dich zu erkennen gibst, da kann sich ein Leben verändern. Wo du erscheinst, kann dies ein Wendepunkt des Lebens werden.

- Deshalb bitten wir dich für die Verzagten:

Gib ihnen ein Zeichen, wie du es Mose gegeben hast, damit sie entschlossen und mutig ihr Leben in die Hand nehmen können.

- Wir bitten dich für die in Schuld Verstrickten und Straffälligen:

Erscheine ihnen, wie du Mose erschienen bist, damit sie ihr Leben verändern und zum Guten wenden können.

- Wir bitten dich für die Unterdrücker und Gewalttätigen in Familie und Gesellschaft überall auf dieser Erde:

Sprich zu ihnen, wie du zu Mose gesprochen hast, damit sie umkehren auf ihrem falschen Weg und deine Geschöpfe achten.

- Wir bitten dich für die Menschen, die durch Katastrophen in Australien und in anderen Teilen der Welt in Not und Elend geraten sind:

Steh ihnen bei, dass sie nicht verzagen, wehre Betrug und Korruption, dass die Hilfe bei den Bedürftigen auch ankommt.

- Wir bitten dich für die Kranken und Einsamen und auch für uns:

- Versichere uns immer wieder deiner Nähe, wie du es bei Mose getan hast, damit wir getröstet und zuversichtlich sind in allen Beschwernissen, die uns begegnen.

In der Stille bringen wir vor dich, was uns noch besonders am Herzen liegt.

Gebetsstille

Nimm dich unser gnädig an, rette und erhalte uns,

denn dir allein gebührt der Ruhm und die Ehre und die Anbetung, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Amen.

Vater unser im Himmel . . .