Der Teufel in der Bibel

 
 

Liebe Gemeinde !
Die Passionszeit und der Teufel

40 Tage dauert die sog. Passionszeit – wie sie bei den Evangelischen genannt wird oder die Fastenzeit im katholischen Sprachgebrauch.
40 Tage  liegen also zwischen dem Aschermittwoch und dem Ostersonntag.
Freilich, wer genau nachrechnet findet es heraus: es sind 46 Tage; doch halt- ja die Sonntag werden aus der Fastenzeit herausgerechnet, weil sie ja Festtage sind – oder etwa, weil sonst die heilige Zahl „40“ nicht zu halten wäre ?

Diese 40 Tage der stillen Zeit dienen dazu, sich in der Christenheit auf das Leiden und Sterben von Jesus vorzubereiten.
40 Tage hat sich Jesus selber vorbereitet, bevor er „ groß“ herauskam“, bevor er sein öffentliches Wirken in Galiläa und dann in Jerusalem begann.
40 Tage der inneren Einkehr, des zu Ruhe kommen, der geistlichen Stärkung, der klaren Unterscheidung zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem.
Diese 40 Tage der Vorbereitung verbrachte Jesus in keinem Kloster und auch in keinem theologischem Institut , sondern in der Wüste.

Die Wüste – Symbol der Kargheit, der Entbehrung, der Zurückgezogenheit, der Enthaltsamkeit.
Und doch , Jesus hat sich die Wüste ausgesucht, um Gott ganz nahe zu sein.
Dabei trifft er , ja , auf einen „Versucher“ .

Matthäus 4, 1-11:
Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden.
Und als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, war er hungrig;
Da trat der Versucher zu ihm und sagte: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden.
Er aber antwortete: Es steht geschrieben: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das aus Mund Gottes kommt (Dtn. 8,3).
Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt, stellte ihn auf die Zinne des Tempels
und sagte zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab, denn es steht geschrieben (Ps.91,11f.) „ Er wird seinen Engeln befehlen; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du nicht mit deinem Fuß an einen Stein stößt.
Da sagte Jesus zu ihm: Es steht auch geschrieben (Dtn. 6,16): Du sollst den Herrn, deinen Gott nicht versuchen.“
Dann führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit
Und sagte zu ihm: das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.
Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir Satan! Denn es steht geschrieben (Dtn. 6,13) Du sollst den Herrn, deinen Gott anbeten und ihm allein dienen.
Da verließ ihn der Teufel.

Die ausführlichste Begegnung von Jesus mit dem „Versucher“, dem Satan, dem Teufel wird hier geschildert. Mit drei Versuchungen bringt sich der Teufel ins Spiel: zuerst mit dem leiblichen Wohl, dem Essen; dann mit einer demonstrativen Behütung ohne jeglichen Verstand ( der Sprung von der Tempelzinne –  ? aber war Jesus nicht in der Wüste – wo bleibt die Logik ? );
 Und zum dritten mit einem Herrschaftsanspruch „ Das alles will ich dir schenken“ und einem Kniefall vor dem Teufel.
Doch Jesus antwortet jedes Mal mit einer Bibelstelle aus dem 5. Buch Mose und weist den Versucher souverän zurück.

2.) Der Teufel im ersten Buch der Bibel

Die „ersten Menschen“ in der Bibel waren nicht so souverän im Umgang mit dem Versucher wie der Mensch gewordene Sohn Gottes.

Nach den beiden Schöpfungsberichten und den paradiesischen Zuständen kommen auch Adam und Eva mit dem Versucher in Berührung.
Interessanter weise ist der Ort der Versuchung mit dem Paradies das genaue Gegenstück zu dem Ort der Wüste; und genau da , wo das Leben im Überfluss eigentlich jede Versuchung abprallen lassen müsste, da wirkt sie.
Wie sagt doch jenes Sprichwort: „Wenn es dem Esel zu gut geht, geht er aufs Eis“.

Genesis 3, 1,4,5
Aber die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott, der Herr gemacht hatte, und sprach zu dem Weibe: ja, sollte Gott gesagt haben: ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?
(..) Da sprach die Schlange zum Weibe: ihr werdet keineswegs des Todes sterben,
sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist

Die erste Begegnung von Menschen mit dem Versucher in Form der listigen Schlange, wird hier geschildert. Mit einer Versuchung, mit einem Versprechen bringt sich der Teufel ins Spiel:
Esst vom Baum der Erkenntnis, und ihr werdet sein wie Gott.
Die eine Grenze des Menschen von Gott, das definitive Wissen und Gut und Böse ist die verlockende Verheißung, der weder Frau noch Mann widerstehen können.
Der Teufel, der Satan, was so  viel heißt wie der Verleumder, der Entzweier, der Durcheinanderwerfer, der Zwietrachtstifter wirkt von Anfang an mit in der Geschichte von Mensch zu Mensch ( wer war Schuld ?- Weitergeben von Schuld – topaktuell bis heute) und in der Geschichte von Gott und Mensch und entzweit die paradiesische Einheit zwischen Schöpfer und Geschöpf.

3.) Der Teufel im letzten Buch der Bibel

Bezeichnenderweise und sicherlich nicht zufällig kommt der Versucher nicht nur programmatisch im ersten Buch der Bibel vor, sondern auch im letzten Buch, in der sogenannten Offenbarung.
Hier finden wir eine schriftgerechte Antwort auf die existentielle Frage: Wo kommt der Teufel her ?

Offenbarung 12, 7-9,12

Und es entbrannte ein Krieg im Himmel; Michael und seine Engel nahmen den Kampf gegen den Drachen auf. Auch der Drache und seine Engel kämpften,
doch sie konnte nicht standhalten, und ihr Platz fand sich nicht mehr im Himmel.
Und der große Drache, die alte Schlange, wurde hinuntergeworfen. Er heißt auch Teufel und Satan, der alle Welt verführt. Er wurde auf die Erde geworfen und mit ihm wurden seine Engel dorthin geworfen.
Darum freut euch, ihr Himmel und die darin wohnen! Weh aber der Erde und dem Meer! Denn der Teufel ist zu euch hinuntergekommen und hat großen Zorn, weil er weiß, dass er wenig Zeit hat.
Folglich war der Teufel ursprünglich ein Engel im Reich Gottes, der wie  alle anderen Engel Gottes im Himmel lebte und auf Gottes Anweisungen handelte.
Dieser Engel rebellierte gegen Gott und wollte selbst die Herrschaft übernehmen. Zu dieser  Rebellion hat er auch weitere Engel verführt.
Gott verweist alle Rebellen aus seinem Reich und diese verlegen ihre Tätigkeit auf die Region der Erde.
Der Teufel, die Schlange, der Versucher also von Anfang bis Ende in der Bibel und auch mittendrin.
Keine Diskussion, nach biblischen Zeugnis gibt es den Teufel als widergöttliche Macht (evtl. Verweis auf Hiob-Buch), auch wenn uns ein solcher Gedanke als aufgeklärter und vernunftgesteuerter Mitteleuropäer abstrus erscheinen mag.
Der „Teufel“ als widergöttliche Macht, der versucht, die Macht der Liebe, des Friedens, der Einheit und Eintracht, des Glaubens, der Hoffung ein Gegenpol entgegenzusetzen.
Dieser Gegenpol charakterisiert sich durch Gottlosigkeit und Unglauben, durch Egoismus und Materialismus.
Und in der Tat gibt es solche Kräfte und Dynamiken in der Welt.
Und diese Kräfte machen unsere Welt nicht liebevoller und menschlicher, sondern liebloser und unbarmherziger.

5.) Die Geschichte mit dem Löffel

Und so möchte ich abschließend eine erhellende Anekdote erzählen, aus der der qualitative Unterschied eines Lebens mit Gott und eines gott- und wertlosen Lebens deutlich wird:

Ein nach dem Sinn des Lebens suchender Mensch begegnet Gott und fragt ihn:
„Guter, allwissender Gott, ich möchte gerne wissen, worin der Unterschied zwischen Himmel und Hölle liegt.“
Darauf antwortet ihm Gott: „ Dort drüben steht ein weiser Rabbi; er wird es dir bildhaft erklären.“

Der weise Rabbi nimmt den sinnsuchenden Menschen an die Hand und führt ihn in einen großen Raum.
Dort sieht er viele Menschen im Kreis sitzen, die alle sehr lange Löffel in den Händen hielten. In der Mitte befindet sich ein großer Kessel mit einer lecker duftenden Suppe.
Alle schöpfen mit ihren langen Löffeln aus dem Kessel.
Aber die Menschen sehen mager, blass, bedrückt und unzufrieden aus.
Da entdeckt der Beobachter auch den Grund: Ihre Löffel sind viel zu lang. Sie können die langen Löffel nicht zu ihrem Mund führen und die herrliche Suppe nicht essen.
Die beiden gehen aus dem Raum hinaus.
„Welch seltsamer Raum war das?“ fragt der neugierige Mensch.
„Das ist die Hölle“ antwortet der weise Rabbi, „ es wäre genug da und jeder hungert doch“.
So betreten sie den nächsten Raum.
Alles ist genauso wie im vorhergehenden Raum.

Wieder sieht der sinnsuchende Beobachter viele Menschen im Kreis sitzen, die alle sehr lange Löffel in den Händen halten. In der Mitte befindet sich  auch ein großer Kessel mit einer lecker duftenden Suppe.
Alle schöpfen mit ihren langen Löffeln aus dem Kessel.
Aber es gibt einen ganz wesentlichen Unterschied zum ersten Raum:
Alle Menschen sehen fröhlich, gesund, munter und zufrieden aus.
„Wie ist das möglich?“ fragt der Beobachter den Rabbi und schaut genauer hin. Da entdeckt er den tiefen Grund dafür:
Alle Menschen in diesem Raum sind füreinander da und schieben sich gegenseitig die langen Löffel in ihre Münder. Keiner denkt an sich und jeder wird doch reich beschenkt.
Da entdeckte der sinnsuchende Mensch den Unterschied zwischen Himmel und Hölle.

Thomas Plesch am  21.02.2010