Gesegnetes Leben bei Jakob und seinen Vätern ?

 
 

Liebe Gemeinde !

Christen aller Konfessionen haben als Basis ihres Glaubens die Heilige Schrift als Grundlage.
Auch die andere monotheistische Religion des Islam kennt viele der biblischen Geschichten;
Alle drei Weltreligionen - das Judentum, der Islam und das Christentum – sehen in den Urvätern ursprüngliche Geschichten des Glaubenslebens aus der gesegneten Hand Gottes.
Schauen wir  nun genauer und einmal anders als sonst üblich in die Lebensgeschichten von Abraham, Issak und Jakob und fragen uns , wie sich der Segen Gottes auswirkt.

Heißt vielleicht ein von Gott gesegnetes Leben ist ein sorgenfreies und fehlerfreies Leben ?

1. Abraham

Da ist zunächst der Urvater Abraham.
Er ist verheiratet mit Sarah.
Eigentlich sind sie glücklich, einzig es fehlt an Kindern.

Und so spricht Gott mit Abraham, der in Ur wohnt und ermutigt ihn, noch einmal aufzubrechen, neu anzufangen. (Genesis 12)
Und so  verlässt Abraham seine Heimat – Mesopotamien - und zieht auf Gottes Befehl in ein ihm unbekanntes Land – Kanaan.
Gott hat ihm die Verheißung gegeben, dass er dort Nachkommenschaft bekommen wird und seine Kinder und Kindeskinder so zahlreich sein werden wie die Sterne am Himmel. (Genesis 15)

Und doch , auch in der neuen Heimat klappt es nicht;
Abraham ist enttäuscht und traurig, Sarah ist und bleibt verschlossen, sogar das Lachen vergeht ihr.
Voller Verzweiflung schläft Abraham mit der Magd Sarahs, einer gewissen Hagar.
Hier funktioniert es- Hagar wird schwanger und schenkt Abraham einen Sohn, der Ismael heißen wird.
Man kann sich vorstellen, dass zwischen den zwei Frauen nun Eifersucht, Zwietracht und Rivalität herrschen wird.

Doch nun wird auch Sarah schwanger und Abraham und Sarah, eigentlich schon zu alt zum Kinder gebären, werden Eltern des kleinen Isaak.  (Genesis 21)
Weil der Halbbruder Ismael stärker und älter ist, neckt er Isaak und Sarah macht sich Sorgen um ihren geliebten Buben. (Genesis 21)

Sie bearbeitet Abraham so lange, bis er Hagar samt Sohn Ismael in die Wüste schickt. Welch ein Schicksal für Hagar: allein  gelassen, rechtlos, schutzlos, ohne Zukunft und Perspektive.

Und wie wird sich Abraham fühlen, zerrissen zwischen den Frauen, zwischen seinen Söhnen.

Auch wenn Abraham der Urvater ist und Gottes Verheißung an ihm in Erfüllung gegangen ist, hat er doch ein Lebenswerk zu meistern, das nur wenige mit ihm  gerne teilen würden.

2. Isaak

Die besonderen Anforderungen Gottes an Abraham gehen schier unglaublich weiter:
Abraham, der stolze, der alte, der sehnsüchtig wartende Vater – er soll seinen geliebten Sohn mit zum Opferaltar nehmen.
Abraham soll Isaak opfern, um Gott zu beweisen, dass sein Gehorsam zu Gott größer ist als sein eigenes Wollen. (Genesis 22)

Isaak, der 2. Urvater , wächst also schon unter – sagen wir nicht optimalen äußeren Bedingungen auf:
Isaak ist verwöhntes Einzelkind, der von seinen Eltern sehr gut behütet und beobachtet ist.
Isaak wächst mit seinen alten Eltern auf und spürt wie alle Hoffnungen und Erwartungen von Gottes Verheißung nun auf seinen Schultern ruhen.
Nun geht er mit seinem Vater zu einem Berg.
Isaak trägt ein Bündel Feuerholz, und Abraham und ein scharfes Messer und Feuer in einem Kohlebecken dabei.
„Holz und Feuer haben wir, doch wo ist das Opfer für Gott, den Herrn“ fragt Isaak seinen Vater.
„Dafür wird Gott sorgen, mein Sohn“ antwortet ihm Abraham.
Später bindet Abraham dem Isaak die Hände und Füße und ist gerade dabei, mit dem Messer seinen geliebten Sohn zu töten, da ertönt Gottes Stimme:
„Halt ein, Abraham ! Tu dem Jungen nichts zuleide. Ich weiß jetzt. Dass du mir vertraust und mich liebst. Du hast mir selbst deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten.“
Und plötzlich verfängt sich ein Widder im Gesträuch und kann als Opfertier verwendet werden.

Ein glückliches Ende in einer Alptraumgeschichte, die sicherlich Isaak ein ganzes Leben lang begleitet hat.

Als junger Mann heiratet Isaak die fesche Rebecka und sie bekommen Zwillinge. (Genesis 24)

Der erstgeborene , Esau, wird ein grober Bursche und wird Isaaks Lieblingssohn;
Der zweitgeborene, Jakob, ist ein cleverer Bursche und wird Rebeckas Lieblingssohn.

Wenn Eltern eindeutig Lieblingskinder haben und sich nicht um geschwisterliche Gerechtigkeit bemühen, gibt es immer Streit, Unruhe und Neid.

Und wenn der Vater am Sterbebett ziemlich blind und bettlägerig von seinem Sohn und seiner Frau ausgetrickst wird, ist das einfach ganz bitter und enttäuschend.

So aber geschieht es Isaak, der von Jakob hintergangen wird und ihm den Erstgeburtssegen spendet.

Auch wenn Isaak ein Urvater ist und Gottes Verheißung an ihm in Erfüllung gegangen ist, hat er doch ein Lebenswerk zu meistern, das nur wenige mit ihm  gerne teilen würden.

3. Jakob

Jakob, das heißt auf hebräisch der Clevere und Kluge, aber auch der Listige und Betrüger.

Jakobs Lebensgeschichte ist die vollständigste und umfangreichste der Urväter.

Nachdem er seinem Bruder Esau listig das Erstgeburtsrecht weggenommen hat, ist er auf der Flucht – ohne Vater, ohne Mutter aber mit viel Schuldgefühlen.

Er träumt und spürt in diesem Traum die Engel Gottes ganz nahe bei sich.

Nichtsdestotrotz leidet er an viel Einsamkeit, an seiner Heimatlosigkeit und dem Neuanfang ganz unten.
Diesen startet er bei Onkel Laban ganz unten, als einfacher Schafshirte.

Und so wie er betrogen hat, wird er nun betrogen.
Nicht die Frau, in die er sich verliebt hat, Labans 2. Tochter Rahel bekommt er , sondern Labans 1. Tochter Lea.
3 x Sieben Jahre arbeitet er in der Fremde, bevor er wieder heimkehrt und die Seinen in die Fremde führt.

Keinen Bericht gibt es mehr, dass er seine Mutter noch einmal gesehen hätte, geschweige denn seinen Vater.

An der Brücke über den Jabbok, nach Hause kämpft er die ganze Nacht mit einem Unbekanntem und Jakob ist überzeugt, es war Gott. (Genesis 32)

Aber auch zu Hause hat Jakob viel Lied zu ertragen – seine geliebte Frau Rahel stirbt bei der Geburt ihres zweiten Sohnes – Benjamin.
Sein Lieblingssohn – Josef - hat sehr seltsame Träume und wird von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft.
Erst zum Schluss seines Lebens, als er beim Statthalter Ägyptens ist und dieser sich als sein Sohn zu erkennen gibt, geschieht so etwas wie Heilung.

Auch wenn Jakob die vielleicht profilierteste Person der Urväter ist und Gottes Verheißung an ihm in Erfüllung gegangen ist, hat er doch ein Lebenswerk zu meistern, das nur wenige mit ihm  gerne teilen würden.

4. Lernen aus dem Leben der Urväter

Abraham war gesegnet, Isaak und Jakob – und doch hatte jeder von ihnen ein Leben voller Brüche, voller Schicksalsschläge, voller Abschied, voller Schmerz.

Auch wir sind gesegnet, kommt vom lat. signare, gekennzeichnet mit dem Zeichen des Kreuzes bei der Taufe; aber auch bei uns wird es so sein,
 das Gottes Segen nicht heißen muss , ein sorgenfreies, ein fehlerfreies Leben zu führen.
Der Segen  Gottes heißt, Du hast ganz besonders viel Kraft, auch übermenschliche , göttliche Kraft, wenn du sie brauchst.
Der Segen Gottes heißt, du kannst tief fallen, aber nie tiefer als in  die liebevolle und fürsorgliche Hand Gottes.

Und so liegt es an uns, den Segen Gottes dankbar anzunehmen und unseren Kindern und Kindeskindern weiterzugeben.

In Gottes Namen           Amen

Thomas Plesch am 04.02.2010