Pfarrer Dieter Köckhuber über Eph. 3, 14-21

„WELCHE DER GEIST GOTTES TREIBT, DIE SIND GOTTES KINDER.“

 
 

Liebe Gemeinde !

Das Fest Christi Himmelfahrt liegt hinter uns, das Fest, an dem wir die Rückkehr von Jesus Christus zu seinem himmlischen Vater gefeiert haben. Am nächsten Sonntag feiern wir das Pfingstfest, das Fest, an dem Gott seinen Heiligen Geist sandte, den Tröster, zum Trost für uns Menschen. Deshalb beginnen Ende dieser Woche für manche unter uns die Pfingstferien. – Einige sonnige Tage haben wir heuer ja bereits erlebt; denn mehrere sagten zu mir schon: „Hoffentlich haben wir dann schönes Wetter.“ Das ist gut so! Gönnen Sie sich ein paar ruhige Tage und schalten Sie ab. –
Vielleicht planen Sie auch einen Ausflug, vielleicht an einen See und sammeln neue Eindrücke! – Da glitzert die Sonne auf dem Wasser, Kinder spielen am Ufer, und Boote sind draußen auf dem See zu sehen: Tretboote, die einen weißen Schaum hinter sich lassen, oder Kanus, die lautlos durch das Wasser gleiten, oder Segelboote, die elegant und mit geblähtem Segel dahinfahren, so, als würden sie von einer Zauberhand angeschoben. –
Der W i n d treibt das Segelboot und streicht durch die Segel. Man sieht ihn nicht, aber man spürt ihn: Er zerzaust die Haare, er streicht das Gesicht und er bläst das weiße Segel straff. Der Wind t r e i b t das Boot.

Was treibt eigentlich uns an? Was setzt uns in Bewegung? Was treibt uns an, etwas zu tun, was wir gar nicht tun müssten? Was treibt uns zum Beispiel dazu an, anderen zu helfen?
• Was treibt die Krankenschwester im Krankenhaus an, trotz allem Zeitdruck geduldig und liebevoll mit der hilflosen älteren Dame umzugehen ?
• Was treibt den Schulleiter an, beharrlich für ein gutes Miteinander im Kollegium und mit den Schülern Sorge zu tragen?
• Was treibt den Religionslehrer an, die ganze Nacht bei Schülern in ihrem Wohnheim zu verbringen, weil bei einem Autounfall am Abend zuvor ein Mitschüler tödlich und ein anderer schwer verletzt wurden?
• Was treibt den Feuerwehrmann an, mitten in der Nacht aufzustehen, um bei einem schweren Verkehrsunfall auf der Autobahn Hilfe zu leisten?
• Was treibt den Sanitäter an, auf ein freies Wochenende zu verzichten, um Schwerverletzte zu bergen und ins Krankenhaus zu fahren?

Was ist es, das u n s als Christen treibt? -
Der Apostel Paulus hat darüber viel nachgedacht. In einem Gebet des Apostels erfahren wir mehr darüber (Epheser 3, 14 – 21):
„Deshalb knie ich vor Gott nieder und bete zu ihm. Er ist der Vater, der alle Wesen in der himmlischen und in der irdischen Welt beim Namen gerufen hat und am Leben erhält.
• Ich bitte ihn, daß er euch aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit beschenkt und euch durch seinen Geist innerlich stark macht.
• Ich bitte ihn, daß Christus durch den Glauben in euch lebt und ihr fest in seiner Liebe wurzelt und auf sie gegründet seid.
• Ich bitte ihn, daß ihr zusammen mit der ganzen Gemeinschaft der Glaubenden begreifen lernt, wie unermesslich reich euch Gott beschenkt. Ihr sollt erkennen, was alle Erkenntnis übersteigt, nämlich die unermessliche Liebe, die Christus zu uns hat. Dann wird die göttliche Lebensmacht mit ihrer ganzen Fülle euch immer mehr erfüllen.
Gott kann unendlich viel mehr an uns tun, als wir jemals von ihm erbitten oder uns ausdenken können. So mächtig ist die Kraft, mit der er in uns wirkt.
Ihm gehört die Ehre in der Gemeinde und durch Jesus Christus in allen Generationen, für Zeit und Ewigkeit! Amen.“
In seinem Brief an die Gemeinde in Rom fasst er die Antwort auf die Frage „Was ist es, das uns als Christen antreibt?“ in einem Satz zusammen: „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“ (Römer 8, Vers 14)

Stellen wir uns ein Segelboot vor und vergleichen wir unser Leben mit einem Segelboot: Wenn die Segel eingezogen sind und ich will trotzdem mit meinem Boot vorankommen, dann muss ich kräftig rudern. Anstelle der Kraft des Windes muss ich meine eigene Muskelkraft einsetzen, um überhaupt vom Fleck zu kommen. Ich muss mich kräftig anstrengen. Und ob die Richtung, in die ich rudere auch die Richtung ist, in die der Wind mich getrieben hätte, sei einmal dahingestellt.
Wenn ich aber die Segel gesetzt habe, dann wird mein Boot vom Wind getrieben. Dennoch kann ich mein Boot steuern. Die Grundrichtung stimmt.
Das Treiben durch den Heiligen Geist meint also, dass Gott uns durch den Heiligen Geist bewegt und bewegen will.
Gott will die treibende Kraft von uns Christen sein, eine Kraft, die bewirkt, dass ich das, was ich mache, gerne und aus einer inneren Überzeugung mache. Paulus sagt: „Denn wir sind Gottes geliebte Kinder.“ Diese Liebe müssen wir uns nicht erst mit eigener Anstrengung verdienen; Gott nimmt uns so an, wie wir sind: Mit unseren Liebenswürdigkeiten und Begabungen, aber auch mit unseren Schwächen und unseren eingezogenen Segeln.
In diesem Vertrauen dürfen wir unsere Segel hissen. – Wir können – aber wir müssen nicht. Und immer, wenn es uns gelingt, uns vom Geist Gottes treiben zu lassen, dann sind wir Gottes Boten – Engel Gottes – auf Erden.

Treuer Gott,
du stellst unsere Füße auf weiten Raum. Wir sind frei, den Weg einzuschlagen, den wir gehen wollen.
Wir bitten dich:
Komm mit deiner befreienden Kraft, die Verschlossenes öffnen kann.
Lass uns auf Jesus Christus schauen, wenn wir nicht wissen, was wir tun sollen.
Lass uns darauf vertrauen, dass du alle Dinge so fügst, wie es letztlich gut für uns ist. Hilf uns glauben, damit wir leben, heute und morgen und in Ewigkeit.
Amen.