Liebe Gemeinde !
1.Intro
Die gerade gehörten ersten sechs Verse des Psalm 98 haben einen fröhlichen Klang. Jubel und Freude liegen in diesen Zeilen.
„Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder !“ Dieser Vers hat dem heutigen Sonntag seinen lateinischen Namen gegeben: Cantate – Singt!
Im Singen und Musizieren können wir zum Ausdruck bringen, wofür uns oft die passenden Worte fehlen: Unsere Freude, unser Dank, unsere Verbindung zu Gott.
Ja, singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!
2. Liedgut der Konfirmanden
Nur: Welche Lieder wollen, welche Lieder können wir singen?
Auch Lieder sind Kinder ihrer Zeit und werden von verschiedenen Menschen verschieden angenommen.
Dazu eine kleine Anekdote:
Letzten Sonntag feierten wir in Tiefenbach das Fest der Konfirmation.
Gerne habe ich für das Eingangslied den bekannten Choral „ Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ ausgewählt. Bei uns zu Hause wurde dieses Lied bei jedem Geburtstag im Klavierzimmer gesungen. Auf dem Klavier waren die Geschenke aufgebaut, sie wurden mit den Augen gemustert – mit dem Mund aber wurden zuerst alle 5 Verse mehr oder minder innig gesungen.
Dieses Lied nun war das Eingangslied für den festlichen Konfirmationsgottesdienst. Im letzten Konfirmandenunterricht sind wir den Ablauf durchgegangen – und ich habe die (vier) Konfirmanden gefragt: wer kennt denn dieses Lied ? SCHWEIGEN – Niemand.
Dafür waren zwei andere Lieder bei allen Konfirmanden sehr gut bekannt:
EG 697 Meine Hoffnung und meine Freude und
EG 225 Komm, sag es allen weiter, ruf es in jedes Haus hinein..
Lieder, so lerne ich, haben auch etwas mit dem geistlichen Hintergrund und mit der jeweiligen Zeit zu tun.
Nach dem Gottesdienst sagte Herr S., ein älteres Gemeindeglied zu mir:
„ Für mich war es ein besonderer Gottesdienst, ein bewegender; es waren meine Lieder dabei: Bonhoeffers Lied „ Von guten Mächten“ und „ Komm, sag es allen weiter“.
Lieder, so lerne ich, gehen im Gottesdienst zu Herzen, ins Herz.
So wie Lieder, schöne Choräle bei jeder Beerdigung ganz wichtig sind, denn die Musik vermittelt Emotion, Berührt-sein, Geborgen sein in einem Bereich, wo Worte oftmals nicht oder nur wenig helfen.
Welche Lieder gehören zu Ihren Lieblingsliedern ?
Welche Lieder wünschen Sie sich für den Gottesdienst ? Schreiben Sie sie einfach einmal auf einen Zettel und geben diesen mir.
Denn Lieder haben auch etwas mit Vertrautheit zu tun, mit Geborgenheit.
Ein Gottesdienst kann noch so schön vorbereitet sein, die Predigt theologisch profund – wenn die Gemeinden fast ausschließlich schwer singbare oder unbekannte Lieder singt, kann sich das bremsend auf das Wohlfühlen in einem Gottesdienst auswirken.
”Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder”
3. Lieder in unseren Gruppen und Kreisen
Am vergangenen Mittwoch (6.5.09) war ein wohlwollender Bericht über unsere neue Homepage in der PNP; am Montag beim Runden Tisch hat uns Alois K. die Signets für jede Gruppe und jeden Kreis vorgestellt.
Deutlich ist sichtbar geworden: unsere Gemeinde ist bunt , vielfältig, unterschiedlich – und jeder dieser lebendigen Steine hat so seine eigenen Melodien. Und auch jede unserer Gruppen und Kreise hat so seine eigenen Lieder.
Beim Gemeindetreff singen wir - Gott und Herrn Zacher sei Dank – gerne und manchmal auch ausführlich aus der eigens zusammengestellten Mappe.
Ein Lied, das fast immer gewünscht wird, passt hervorragend zu dieser frohen, geselligen Runde des Gemeindetreffs:
„Freut Euch des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht,
pflücket die Rose, eh sie verblüht.“
Im Ökumenischen KleinKindergottesdienst haben wir seit nunmehr fast zwanzig Jahren zwei Lieder, die das Anfangs- und Schlussritual des Gottesdienstes charakterisieren:
„ Es läuten alle Glocken, sie läuten nah und fern.
Sie rufen uns zur Kirche. Wir Kinder kommen gern.
Gott liebt die Kinder. Er lädt uns alle ein.
Gott liebt die Kinder. Wir wollen bei ihm sein.“
Und zum Schluss singen wir „ Fröhlich gehe ich, denn der Herr segnet mich“.
Ja, Kinder lieben einfache, ins Ohr gehende Lieder und Lieder , bei denen man mit Händen und Füßen mittun kann.
Eines der Lieblingslieder im Kindergottesdienst hören sie manchmal in den Familiengottesdiensten an Ostern und Erntedank:
„ Gottes Liebe ist so wunderbar, so wunderbar groß.
Was kann größer sein.... „
Besonders freue ich mich, dass wir in unserer Gemeinde schon seit dem letzten Jahrtausend eine Gruppe haben, die sich regelmäßig trifft und gemeinsam Lieder singt und einübt; zuerst war das der Kirchenchor unter der Leitung von Frau Tampe und nach einigen Kurven ging es hinüber in die Singgruppe „Kreuz und quer“, die nun Damir Bedrina schon im dritten Jahr leitet. Zehn Sängerinnen und Sänger habe ich bei der letzten Probe gezählt – und nächsten Sonntag bei der Konfirmation hier ist kreuz und quer wieder im Einsatz.
Das Repertoire ist naturgemäß groß, und doch habe ich gemeint, ein Lied auszumachen, das die Singgruppe innerlich trägt: ich meine jenes neue Lied, das seit dem ökumenischen Kirchentag 2003 den Weg in unsere Gemeinde gefunden hat; es entstammt der Feder von Clemens Bittlinger und lautet „ Sei behütet auf deinen Wegen, sei behütet auch mitten in der Nacht“
Nacht ist es immer, wenn der Hauskreis am Sonntag abend nach dem gemeinsamen Schlussgebet zum traditionellen und tiefsinnigem Schlusslied kommt: „ Diesen Tag, Herr, lege ich zurück in deine Hände, denn du gabst ihn mir. Du, Herr, bist doch , der Zeiten Ursprung und ihr Ende. Ich vertraue dir.
Kommen dunkle Schatten über die Welt, wenn die Angst zu leben mich plötzlich befällt. Du machst das Dunkel hell. Diesen Tag Herr , leg ich zurück in deine Hände, den du gabst ihn mir.“
Ein schönes Abendlied, das ich auch manchmal beim ins Bett bringen singe; überhaupt finde ich es wichtig, wenn Eltern mit ihren Kindern beim ins Bett bringen miteinander beten und singen (Kopf und Herz, Verstand und Emotion gehen ineinander über).
Frau E. , eine ehemalige Kirchenvorsteherin, die noch heute im Kammerchor singt, erzählte mir, dass ihre Mutter einen Würfel hatte mit sechs verschiedenen geistlichen Liedtiteln – und je nachdem, wie der Würfel fiel, wurde das entsprechende Lied als Gute Nacht-lied gesungen. Eine gute Idee – wie ich meine.
Mehr als sechs Lieder hat unser Glockenspiel im Repertoire – und doch soll es ermuntern, mit diesem Lied und dem Abendgebet den zu Neige gehenden Tag dankbar zu bedenken.
Gerade vorgestern, am 8. Mai , konnten wir uns an jenes Datum zurückerinnern: 8.Mai 1945 – Kriegsende – „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unseren Zeiten. Es ist ja doch kein anderer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott alleine.“
”Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder”
4. Eine kleine Reverenz an Paul Gerhardt
”Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder”
Das kann aber auch heißen: Entdeckt in den vertrauten und bekannten Liedern alte Schätze des Gottvertrauens, aus denen andere – vor uns – gelebt und ihren Glauben gestärkt haben. Entscheidend ist es, dass unser Herz immer wieder erneuert wird und wir mit neuer Freude unsere Lieder singen.
Ganz bewusst habe ich als erstes Lied ein Paul Gerhardt Lied ausgewählt. Sage und schreibe 135 Choräle stehen von ihm in unserem EG.
Alle Lieder Paul Gerhardts zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Menschen abholen bei seinen Gefühlen und seinem Alltagssorgen und Alltagsfreuden.
Und alle Lieder weisen mit den letzten Strophen auf die göttliche Ewigkeit hin.
”Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder”
Und neue Lieder, Lieder des Glaubens, des Vertrauens bedeuten viel: alle Menschen singen gemeinsam und verstehen sich doch, sind miteinander verbunden.
Martin Luther hat in seiner „Vorrede auf allen guten Gesangbücher“ darauf hingewiesen, dass die Freude am Herrn im Singen und Musizieren Zorn, Zank, Hass, Neid, Sorge und Herzeleid vertreibt !
Wer solche Vergebung und solchen guten Mut durchs Singen gewinnen darf, der darf glauben, dass Gott Wunder tut, dass Gott auf wunderbare Weise in unser Leben kommt und auch unsere Seele gut tut.
Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder,
er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.
Schon jetzt singen wir ein neues Lied: das Lied der Zukunft, deren Kinder wir sind. Wir warten nicht nur auf Wunder, die da kommen werden.
Wir preisen die Wunder , die wir selbst erlebt haben.
Und wir danken Gott für allen Segen, den unsere Gemeinde durch gemeinsam gesungene Lieder erfahren hat.
Und wir bitten Gott um seinen Segen auch für unseren weiteren Weg – sowohl privat als auch für unsere Gemeinde und für alle Gemeinden, in denen Lieder des Glaubens, der Liebe und des Friedens gesungen werden.
”Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder”.
Amen
Singt Gott unserm Herrn, singt ihm neue Lieder EG 600
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