Konfirmationspredigt am 17.Mai 2009 in Tittling
„Gott in mir – Gott aus mir“

 
 

Liebe Konfirmanden !
Lieber Raffael ! Liebe Mirjam ! Lieber Niklas ! Liebe Sophie !
Liebe Eltern, Paten. Liebe festliche Gemeinde !

1.Hinführung

Fast jede unserer Konfi-Unterrichtseinheiten haben wir mit einer kleinen meditativen Übung begonnen.
meditari lat. – sich besinnen
Sinne zusammen nehmen; nicht nur die klassischen 5 Sinne hören/sehen/riechen/schmecken/ tasten
sondern sich besinnen, nach innen schauen

Wie sieht es innen in mir aus ?
Was entdecke ich in mir ?
Wer bin ich eigentlich ?

Von unseren Konfirmanden wird viel von außen verlangt – wie von den meisten von uns –
Da musst du da sein – da musst du dort sein.
Da musst du das gelernt haben.
Da musst du diese Rolle einnehmen und dort jene.
Unsere Welt ist vielschichtig, spannend, abwechslungsreich geworden und
dadurch auch zer-rissen.

Wer bin ich wirklich  ?

Wer ich von außen bin, das beurteilen viele, die  mich von außen sehen.
Wie es tief in mir, in Dir, in Ihnen aussieht, das spüre nur ich, jeder selber.

2. Der göttliche Atem

Egal, wie es tief in Dir aussieht, Du sollst wissen:
Du bist ein besonderer Mensch, ein einzigartiger und wertvoller Mensch.
Du bist – so steht es schon im ersten Buch der Bibel – ein Abbild, ein Gegenüber Gottes.

Gott haucht dem Adam, hebr: dem Menschen , Leben ein, gibt ihm Atem.
Und so ist der Atem, jeder Atemzug, ein göttliches Geschenk.

Wir atmen vom ersten Atemzug als kleines Baby bis zum letzten Atemzug auf dem Sterbebett.
Genauer genommen werden wir geatmet – ich wähle hier die Passivform, weil wir bewusst, aktiv sehr selten atmen.
Und weil wir unser ganzen Leben lang gar nicht aufhören können zu atmen – der Atem fließt ein und fließt aus ohne unsere Leistung, ohne unser Verdienst-
ohne unsere Aufmerksamkeit.
So gesehen ist jeder Atemzug ein Geschenk des Schöpfers an sein Geschöpf.
So gesehen ist jeder Atemzug ein atemberaubender Hinweis, dass Gott es mit uns gut meint, dass Gott es ist, der unser Leben er-hält.

3. Gott in mir

Ausgehend von verschiedenen Meditationsmethoden kann man sich beim Ein – und Ausatmen bei der Meditation einfache kurze Wörter selber vorsagen, um bewusst ein und auszuatmen.
Für mich und für Euch habe ich jeweils drei kurze Wörter eingeübt, mit denen die Bedeutung des göttlichen Atems beim Ein- und Ausatmen bewusst werden kann.
Beim Einatmen lautet der kurze Besinnungssatz: Gott in mir
Gott steht an erster Stelle – als Schöpfer, als Lebenseinhaucher.
In – hinein , in mein Inneres, das nur mir vertraut ist
Mir – ich bin unverwechselbar – ich bin bei mir zuhause

Gott in mir – mit jedem Atemzug des Einatmens mache ich mir bewusst, dass ein Stück göttliches Sein auch in meinem Körper , in meiner Seele Platz findet.

Gott kann mir innerlich Halt geben, Gott kann zu meinem inneren Inhalt werden.
Freilich besser dann, wenn ich ihn bewusst einlasse, bewusst spüre, höre, sehe, rieche, schmecke. Wenn ich mich darauf besinne, dass Gott auch in mir zuhause ist.

4. Gott aus mir

Wie der Zweitakter einer jeden Maschine, so funktioniert auch mein Körper, meine Atmung, jeder Muskel.
Erst einatmen, dann ausatmen, erst anspannen, dann entspannen, erst arbeiten, dann ruhen.

Beim Ausatmen lautet der kurze Besinnungssatz: Gott aus mir
Gott steht an erster Stelle – als Schöpfer, als Kontinuum, als der, der sowohl beim Einen als auch beim Anderen einfach da ist.
Aus – das was drinnen ist, muss raus, hinaus in die Welt, in meine Umwelt
Mir – ich bin unverwechselbar – ich bin ein aktiver und wahrhaft lebendiger Mensch.
Gott aus mir – mit jedem Atemzug des Ausatmens mache ich mir bewusst, dass ein Stück göttliches Sein darauf wartet, von mir in dieser Welt umgesetzt zu werden.

In einer wundervollen Definition von Gott finden wir im Johannesbrief folgende Beschreibung: Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt , der bleibt in Gott und Gott in ihm.

Aus mir heraus kann, soll Liebe kommen – in Gottes Namen –
Liebe zu mir selbst, Liebe zu meinem Nächsten und Liebe zu Gott.

Aus mir heraus kann, soll strömen, dass mein Leben nicht nur einen großen Wert hat, sondern auch ein großes Ziel:
 Diese Erde mit Hilfe der 2 Milliarden Christen, mit Hilfe von religiösen Menschen anderer Religionen und mit Hilfe von Humanisten ein bisschen friedlicher, liebevoller, paradiesischer zu machen.

5. Gott in mir – Gott aus mir

Und ich habe dafür Zeit – jeden Atemzug Zeit.
Und ich bekomme dafür Kraft und frischen Atem, mich zuerst innerlich bildhaft aufzublasen, mich zu spüren und zu entdecken.
Innerlich zur Ruhe zu kommen, bei mir anzukommen.
Um dann in einem zweiten Schritt nach außen wirken zu können, meine Umwelt bildhaft gesprochen anzuwärmen.
Und in der Tat ist der ausgeblasene Atem warm.

Und so möchte ich nun Ihnen, liebe festliche Gemeinde,
 Euch, liebe Konfirmanden, die wir nun auslassen müssen,
einfach sieben Atemzüge schenken, wo wir das Gehörte üben, einüben können.

Mag sein, dass das für den einen oder anderen eine Überforderung ist, wie es auch für Euch Konfirmanden am Anfang eine ungewohnte, fremde Übung und Erfahrung war.
Aber schon nach wenigen Einheiten ist das Lachen der Verlegenheit gewandelt worden in ein Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens.
Natürlich braucht man Vertrauen bei einer so intimen Übung – intim, weil diese Übung etwas mit dem Inneren zu tun hat.
Natürlich braucht es Vertrauen, die Augen zu schließen, weil man nicht sehen kann, was die anderen machen.

Und doch möchte ich Euch, liebe Konfirmanden, Sie liebe Gemeinde einladen, zum Schluss der Predigt gleich die Augen zu schließen.
 Muein sagen die Griechen sowohl für den Umstand, die Augen zu schließen, als auch dafür, nach Innen zu schauen.
Und aus diesem Muein wurde im Mittelalter der Begriff der Mystik.

Nun also die Einladung zu ein bisschen Mystik mitten im Gottesdienst.

Bitte setzte Dich fest und kräftig mit Deinem Hinterteil auf Deinem Stuhl.
Stelle  Deine beiden Füßen fest auf den Erdboden.
Lege Deine beiden Hände auf Deine Oberschenkel.
Lehne Deinen Rücken bewusst und aufrecht an die Rückenlehen an.
Wenn Du kannst, schließe bitte Deine beiden Augen.
Versuche nun, zwei/dreimal bewusst Deinen Atem beim Ein- und Ausatmen zu spüren.
Wenn Du kannst und möchtest , sprich bitte jetzt ruhig mit.

Einatmen    Gott in mir -          Ausatmen    Gott aus mir
Einatmen    Gott in mir -          Ausatmen    Gott aus mir
Einatmen    Gott in mir -          Ausatmen    Gott aus mir
Einatmen    Gott in mir -          Ausatmen    Gott aus mir
Einatmen    Gott in mir -          Ausatmen    Gott aus mir
Einatmen    Gott in mir -          Ausatmen    Gott aus mir
Einatmen    Gott in mir -          Ausatmen    Gott aus mir

Nun atme noch ein/ zweimal für Dich, in Deinem Rhythmus aus.
Komme dann langsam zurück, öffne die Augen und schüttele die Arme und Beine aus.

Für das Vertrauen, für das Darauf Einlassen, danke ich herzlich.

Euch, liebe Konfirmanden und alle, die heute hier mit Euch sind , wünsche ich, dass jeder und jede immer wieder beides spürt:

Dass Gott in jedem Atemzug in Dir ist
Und dass Gott in jedem Atemzug aus Dir herausströmt.

Mit diesem Wunsch in Gottes Namen – Amen