Johannes 12, 12-19   Hosianna – Jesus zieht ein

 
 

Liebe Gemeinde !

  1. Zum Passahfest
  2. Einzug mit dem Esel
  3. Hosianna – We are the champions

1. Zum Passahfest

“ Hosianna  - gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn“ – so singen, jubeln die Menschen am Straßenrand, Palmenzweige mit den Händen heftig wedelnd.

Diese Worte kennen fromme Juden von klein auf.
Wort aus dem ganz besonderem Psalm 118 „ Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich“ – so fängt dieser Psalm an.
Dieser Psalm 118 ist 29 Verse lang und er musste auswendig vorgesungen werden beim Passahfest.

Ganz Jerusalem, nein ganz Israel ist in Bewegung, in freudiger Erwartung auf das Passahfest – viele tausend Wallfahrer, Wanderer pilgern zum Tempel in Erinnerung an die Passahnacht – damals , als das Volk Israel in Ägypten war und die zehnte, die schrecklichste Plage durchs Land zog; nur die Juden, die ihre Türbalken mit dem Blut eines Lammes bestrichen hatten, wurden verschont.
Passahnacht – Nacht der Verschonung

Und nun – alle Jahre wieder in Jerusalem – Passahfest –
Erinnerung an die göttliche , an die wunderbare Nacht der Verschonung.

Jesus zieht in Jerusalem ein – zum Passahfest, zum Fest der Verschonung.
Moment mal, wir kennen die Geschichte und wir wissen, wie sie ausgegangen ist – Jesus wurde doch nicht verschont.

Eigentlich paradox – Jesus , der Sohn Gottes, zieht zum Passahfest, zum Fest der Verschonung in Jerusalem ein und wird überhaupt nicht verschont , ganz im Gegenteil – er wird geopfert, er wird preisgegeben, er wird ausgeliefert.

Wieder schließt sich ein Kreis vom Alten zum Neuen Testament, von der Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten zur Befreiung, dass Gottes Sohn ganz anders auftritt und wirkt, als es sich die Menschen auf der Straße vorstellen, wünschen, erwarten.

2. Einzug mit dem Esel

“ Hosianna  - gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn“ – so singen, jubeln die Menschen am Straßenrand, Palmenzweige mit den Händen heftig wedelnd.

Die Worte aus dem Psalm 118 werden von den jüdischen Pilgern in froher Erwartung draußen vor den Stadttoren gerufen, gesungen. Und die Pilger sind glücklich, froh, hoffnungsvoll. Sie sind nahe an dem Zentrum der Macht, nahe an Jerusalem und sind nahe an dem Menschen dran, der irgendwie anders ist.
Vielleicht ist er der Messias, der Erlöser, der Gesalbte – der, auf den die Juden schon ewig warten ??
Manches unglaubliches hat man schon von ihm gehört – zuletzt soll er den Lazarus, der schon tot war, wieder ins Leben zurückgeholt haben (Joh 11,25).
Unmöglich ??
Bei diesem Jesus von Nazareth scheint gar nichts unmöglich –
Vielleicht vertreibt er während dem Passahfest die römischen Besatzer aus der Stadt Gottes, aus Zion, aus Jerusalem ?
Vielleicht holt er die himmlischen Heerscharen und die Römer können einpacken und endlich gehört Jerusalem und der Tempel wieder ganz den Juden.

„Hosianna“ – das ist der altbekannte und tief drin sitzende Huldigungsruf, der dem jüdischem König gilt.
„Hosianna“ – „Es lebe unser König“
Jesus von Nazareth – der König der Juden ? Iesus Nazarethus Rex Iudorum
Von ihm erwarten die frommen Juden Befreiung von der Fremdherrschaft, Verschonung von Unterdrückung – Jesus der Retter – Jesus der neue König.

Halleluja – und da kommt er schon.
Er reitet auf einem jungen, ausgeliehenem Esel.
Er knüpft damit an jüdische Traditionen an, wie sie der Prophet Sacharja ( Sach 9,9-10) schon prophezeit hat.
So wie Jesus einzeiht , so zieht einer ein, der Frieden will und Frieden bringt.
Einzug mit dem Esel       was wären andere Möglichkeiten ?
Einzug mit dem Kamel    - wie reiche Kaufleute, die lange Wanderungen durch die Wüste hinter sich haben.
Das Kamel heute noch im Vorderen Orient ein Symbol für Wert, für bleibenden Wert – nicht umsonst wird der Brautpreis für die heiratsfähigen Töchter in Kamele ausgehandelt und bezahlt.
Einzug mit dem Esel       gibt es noch eine andere Möglichkeit ?
Einzug mit dem Pferd – für den Krieg hatte man Pferde: schnell und wendig,
hoch zu Roß, im guten Winkel zum Feind; Pferde können auch die Streitwägen ziehen – und bei der römischen Besatzungsmacht standen Pferde und Streitwagen hoch im Kurs.
Einzug mit dem Esel – und der Esel ist ein Symboltier für den Frieden.
So wie bei der Taufe von Jesu kein Adler aus dem Himmel herunterstößt , sondern eine Taube, so benutzt Jesus hier den Esel als Symbol des Friedens.
Stellt Euch vor, Völker wollten mit Eseln, vielleicht noch mit störrischen Eseln Krieg führen – undenkbar.
Mit Pferden kann man Attacken reiten – mit Eseln nicht.
Und mit so einem Esel kommt er daher, der Jesus vom Land auf dem Weg in die auserwählte Stadt Gottes.

3. Hosianna – We are the champions

“ Hosianna  - gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn“ – so singen, jubeln die Menschen am Straßenrand, Palmenzweige mit den Händen heftig wedelnd.

Hosianna – ein Geschrei der Massen, eine Hysterie, eine endlose Begeisterung.
ER Der Star – ich ganz nah dran.

Der Star beim Einzug – ob es das heute noch gäbe ?

Fest steht , dass der Star beim Einzug heute absolut professionell vermarktet wird – ein Star , der einzieht – das bringt Quote, der lockt Neugierige, das befriedigt innere Triebe eines jeden Menschen.

Letzten Samstag war es soweit, Dr. Eisenfaust Vitali Klitschko gegen den schwarzen Panther aus Kuba, dessen Name (Gomez) gar nicht wichtig ist.
Tolle Musik, Scheinwerfer, begleitende Freunde – tolle Inszenierung.

Der Star beim Einzug – ich denk an die roten Teppiche der Oscarverleihungen,
 an das Einlaufen der Nationalmannschaften mit Hymne,
 an die Hymne der Jetzt-zeit „ We are the champions“

Es ist ein altes Schema in der Menschheitsgeschichte und heißt Identifikation:
Ich bin wie der Held, ich bin ganz nahe dran am Held.
Das „Hosianna“ singt man also nicht nur für den Helden, sondern in gewisser Weise auch für sich , zur Selbstvergewisserung.

Jesus Christus wird begrüßt, er wird gefeiert.
Und das können wir auch heute machen; wir wissen heute mehr als die, die am Straßenrand beim Einzug mit dem Esel standen.
Wir wissen, Jesus hat das Passahfest genutzt, damit wir verschont werden von der entfernten Liebe Gottes, vom fern Sein des göttlich-menschlichen Lebens.

Jesus hat die Extreme ausgehalten – vom Hosianna innerhalb vier Tage hin zum Kreuzige ihn – von der begeisterten Zustimmung bis hin zum gemeinen Verrat,
 vom  scheinbar aussichtslosen Tod bis hin zur wunderbaren Auferstehung.
Jesus ist der Star der Christen – Jesus ist unser Star.
Obwohl er ein Anti-star ist.

Einer, der mit dem Esel einzieht statt mit dem Pferd.
Einer, der seine Macht dadurch zeigt, dass er sich ohnmächtig gibt.

“ Hosianna  - gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn“ – so singen, jubeln die Menschen am Straßenrand, Palmenzweige mit den Händen heftig wedelnd.