Ezechiel 37,17
 
 
„ Dann füge beide zu einem einzigen Holz zusammen  so dass sie eins werden in deiner Hand.“

Liebe ökumenische Gemeinde !
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn !

Um Einheit, um Zusammenfügung in Einheit geht es in dem Text, der unserem heutigen ökumenischem Gottesdienst vorgegeben ist.

Oh, wie träumen wir von dieser Einheit !
Katholisch und evangelisch zusammen – ohne Unterschied, zusammengefügt, Hand in Hand, dass sie eins werden in deiner Hand.

Doch wir müssen aufpassen, dass dieser Traum nicht schnell zum Alptraum werden kann; denn jede dieser Kirchen hat im Laufe der letzten knapp 500 Jahre sein eigenes Profil ausgeprägt, entwickelt und gelebt.

Und wir brauchen eine gelingende Kommunikation zwischen katholisch und evangelisch, um zu wissen, mit welchen Erwartungen und Möglichkeiten einerseits, mit welchen Begrenzungen und Unmöglichkeiten andererseits wir uns auf gute ökumenische Gespräche einlassen können.

Von der Zielsetzung her verstehen Evangelische und Katholische Kirche Unterschiedliches unter „ Eins werden in deiner Hand“.
Während die evangelische Kirche unter „gelingender , zielführender Ökumene“ versteht, dass katholische und evangelische Christen miteinander am Tisch des Herren Abendmahl oder Eucharistie feiern und so von einer „Ökumene der versöhnten Verschiedenheit“ träumt,
liegt der Zielpunkt aller ökumenischen Gespräche von der katholischen Kirche darin, dass sich die evangelische Kirche in die katholische Kirche „rückeinverleibt“ und die katholische Kirche mit ihren allumfassenden Anspruch inclusive „successio apostolica“ und dem Stuhl Petris zugeständnislos anerkennt.

Ausgehend von diesen unterschiedlichen Zielsetzungen wird es wohl schwer werden, das Motto der diesjährigen Gebetswoche zeitnah umzusetzen:
„ Dann füge beide zu einem einzigen Holz zusammen, sodass sie eins werden in deiner Hand.“

Andererseits – wie unterschiedlich waren die politischen Systeme im Osten und im Westen unserer Republik;
Wie abstrus erschien der Tag der Deutschen Einheit und die jährliche Feier am 17. Juni  ???   So völlig außerhalb der Reichweite des Vorstellungsvermögen, dass es schon politische Forderungen gab, diesen Feiertag zu streichen.

Und doch können wir heuer, 2009, zwanzig Jahre Wiedervereinigung feiern, 1989 – der Fall der Mauer;
1989 - Christen , die protestierten und riefen „ Wir sind ein Volk“;
Christen, die in der Nikolaikirche beteten und gewaltfrei darauf aufmerksam machten, dass das zusammenwachsen muss, was zusammengehört.
Und jetzt - 20 Jahre später können wir als Christen in diese Kirche, in diese Stadt Leipzig fahren, uns frei bewegen und Gott für die wunderbare Führung danken.

1989 - Und noch einmal dreißig Jahre zurück
1959, genau am 25.Januar 1959
verkündete Papst Johannes XXIII das zweite Vatikanische Konzil, das einen sehr entscheidenden kirchenpolitischen und theologischen Anstoß gegeben hatte, dass sich römisch-katholische und evangelisch –lutherische Christen wieder im Gespräch annähern.
„ Dann füge beide zu einem einzigen Holz zusammen, sodass sie eins werden in deiner Hand.“

Sehnsucht nach Einheit drückt sich in diesem prophetischem  Wort aus ;
Sehnsucht nach Einheit, das wird auch weiter ein langer mühsamer Weg der kleinen Schritte sein wird; und wie so oft sind die kleinen Schritte der kleinen Leute mitunter schon weitgreifender und mutiger als die kleinen Schritte der großen Leute, der kirchenpolitischen Verantwortungsträger.
Doch – und auch das vereint die katholischen und evangelischen Christen – in unserer Region sind wir nicht nur den gegenseitigen Respekt miteinander verbunden, sondern durch die drei christlichen Kardinaltugenden, die Paulus im 13.Kapitel des I Korintherbriefes anpreist:
„Nun bleiben Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei; die Liebe ist aber die größte unter ihnen.“ (I Kor. 13.13)
Mit der Hoffnung, dass Gott bei uns ist und durch uns wirkt, egal ob wir das katholische Gotteslob oder das Evangelische Gesangbuch haben, gehen wir in die Zukunft der Ökumene.
Mit der Gebetswoche zur Einheit der Christen wird heuer, 2009, in München das Vorbereitungsjahr für den Ökumenischen Kirchentag 2010 eröffnet.
Das dortige Leitwort wird lauten: „Damit ihr Hoffnung habt“
Und so geben wir Christen beider Konfessionen die Hoffnung einer wie auch immer gearteten Zusammenfügung nicht auf.
„ Dann füge beide zu einem einzigen Holz zusammen, sodass sie eins werden in deiner Hand.“