Liebe Gemeinde !
I. Krankheit und Aussatz
Wenn Menschen zur Zeit Jesu dieses Wort hörten, bekamen sie Angst.
So wie wir heute Angst bekommen, wenn wir das Wort Krebs hören.
Plötzlich hat einer eine Krankheit, eine große Bedrohung zeichnet sich ab,
es geht mitunter um Leben und Tod, um Warten auf Bescheid, Untersuchung und Operation.
Wenn jemand in seinem unmittelbaren Umfeld den Bescheid Krebs bekommt , löst das mitunter zwei Verhaltensweisen aus:
Zum Einen: Die Betroffenheit mit dem, den diese heimtückische Krankheit erwischt hat, das Mitdenken , Mitfühlen, für ihn beten;
Und zum anderen: das Denken – Wie würde ich reagieren ? Wie würde ich mit einem solchen Bescheid umgehen können? Was würde sich in meinem Leben durch eine solche Diagnose alles ändern ?
Zur Zeit Jesu war die schlimmste Krankheit Aussatz.
Von Aussätzigen hielt man sich fern, denn Aussatz ist ansteckend.
Aussatz gibt es heute noch – wir kennen diese Krankheit unter dem Namen „Lepra“.
Die Knochen faulen, Finger, Hände, Füße fallen ab, das Gesicht ist zerfressen.
Menschen sind völlig entstellt.
Bereits im AT gab es Vorschriften, wie man mit diesen Kranken umgehen musste.
Diese Kranken mussten ihre Dörfer verlassen, in totaler Isolation leben, sie durften keinen Kontakt mit gesunden Menschen haben.
Wenn sie im Wald unterwegs waren, mussten sie sich bemerkbar machen durch umgehängte Glöckchen oder Holzklappern.
Jeder sollte merken, wer da kommt, so dass man ihnen rechtzeitig aus dem Weg gehen konnte.
Manchmal fühlen sich auch heute Menschen wie diese Aussätzigen;
Z.B. von Gefangenen oder Obdachlosen kann man diesen Satz hören:
„Sie behandeln mich wie einen Aussätzigen.“
Menschen werden in einer Abgrenzung oder Eingrenzung gehalten.
Sie dürfen oder können nicht aus ihrem Umfeld heraus.
Sie sind abgestempelt, ausgeschlossen vom normalen Leben.
Die zehn Aussätzigen, von denen unsere Geschichte erzählt, leben im samarisch- galiläischen Grenzgebiet.
Samarien ist für Juden ein anrüchiges Territorium. Dort wollen sie nichts zu tun haben.
Jahrhunderte lange religiöse Feindschaft trennt sie von den Samaritern.
Dass die Aussätzigen gerade in dieser Gegend leben, verschärft ihre Lage als Außenseiter noch.
Hilfe können sie von niemandem erwarten.
II. Jesus, der Heiland begegnet den Kranken
Jesus ist unterwegs im samaritanischen Grenzland.
Er scheut diese Gegend nicht , er ist für alle da.
Die Aussätzigen sehen Jesus kommen.
Aus der vorgeschriebenen Entfernung rufen sie:
Jesus, lieber Meister, erbarme dich unser !
Sie erheben ihre Stimme und bitten um Erbarmen.
Sie sehen in ihm die einzige Rettung.
Die Aussätzigen und die Kranken vertrauen auf Jesus, setzen alle Hoffnung auf ihn.
Und auch wir sind gut beraten in Tagen der Krankheit, unsere Hoffnung auf Heilung auf ihn zu setzen - auf Jesus den Heiland, den Heil- bringer.
Jesus hört unsere Gebete, Jesus sieht und hört die Rufe der Kranken.
In diesem Fall reagiert er sofort auf ihr Rufen.
Jesus kann die vom Gesetz Ausgeschlossenen nur durch das Gesetz wieder eingliedern lassen. Die Heilung der Aussätzigen muss durch die Priester bestätigt werden. Die Priester entscheiden, ob die Kranken geheilt sind und wieder in die religiöse Gemeinschaft aufgenommen werden können.
Wenn die Kranken geheilt und rein sind, dann dürfen sie wieder zu ihren Familien zurück.
Dann können sie wieder arbeiten und am öffentlichen Leben teilnehmen.
III. Jesus heilt und wartet auf Dankbarkeit
Was Jesus macht und die 10 Aussätzigen zur Heilung führt ist nicht beschrieben.
Es ist lediglich beschrieben, dass alle Zehn sich bei ihren Priestern vorstellen dürfen und als geheilt gelten dürfen.
Was geschieht nun ? Wie verhalten sich die zehn Männer ?
Nur einer der zehn Menschen kehrt zu Jesus zurück und bedankt sich.
Und dieser eine versteht auch im Herzen, wer ihn gesund gemacht hat.
Seine Heilung erfährt er als Begnadigung von Gott.
Jesus , der Heilmacher, der Heiland hat seine Gebet erhört und hat ihn wunderbar geheilt.
Er kehrt um und preist Gott mit lauter Stimme.
Es ist wichtig, dass sich der Dank an Gott richtet.
Der Samariter dankt Gott, dankt Jesus, fällt Jesu zu Füßen.
Nicht nur mit Worten drückt er seinen Dank aus, sondern er zeigt es durch seine Körperhaltung.
Für den Samariter ist mehr geschehen als nur Heilung.
Für ihn findet ein Neuanfang statt.
Die körperliche Heilung führt hinein in ein neues Leben mit Gott.
Die Heilung vom Aussatz gleicht einem neuen Leben.
Alles wird neu. Und der Dank ist die Wurzel für neues Leben.
Unser Predigttext heute soll uns helfen, das Danken immer wieder zu üben und nicht zu vergessen. Denn ohne zu danken setzen wir uns ins Abseits. Wir sehen dann nur das Negative und Schlechte bei uns.
Das Negative aber führt uns nicht weiter, es klaut unsere Lebensfreude und Lebensenergie.
Deshalb legt Jesus Wert auf den Verbleib der anderen Neun.
Ihm sind die anderen nicht gleichgültig.
Nur, wer dankend sein Leben sieht, ist offen für neue Aufgaben und Wege.
Jesus stellt dreimal die Nachfrage, wo die anderen Geheilten geblieben sind.
Warum haben sie sich nicht gemeldet ?
Wollen sie erst prüfen, ob die Haut gesund bleibt. ?
Jesus hat ihnen die Chance zum Neubeginn gegeben.
Zu einem völligen Neubeginn ihres Lebens – auch mit Gott.
Aber es ist ihre eigene Entscheidung, ob sie nun Gottes Nähe suchen oder nicht.
Nur einer geht so weit.
Nur einer kehrt zurück und dankt.
Indem einer dankt, verlässt er sich darauf, dass der andere wieder so handeln wird, wenn es wieder nötig ist. (Jörg Zink)
Dieser Gedanke gefällt mir.
Er spitzt sich sogar noch zu, wenn ich ihn umdrehe: Wenn einer nicht dankt, so geht er davon aus, dass der andere nicht noch einmal in gleicher Weise handelt, oder dass es nicht nötig sein wird, dass er so handelt.
Der Samariter – seinem Glauben nach gilt er als Irrender – beschämt die anderen Neun.
Es ist nicht immer der Frömmste, der dies zuerst begreift:
„Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er Dir Gutes getan hat.“ (Psalm 103,2)
Amen
Thomas Plesch am 10.09.09
Vielen konnte Jesus helfen, viele hat er angesprochen, doch nur wenige erkannten ihn. |